Wie wir wissen

oder

Wie wir zu wissen glauben

Von Ludwig M. Auer

An die 90% der US-Amerikaner halten die Darwinsche Evolutionstheorie für unglaubwürdig;[1] etwa die Hälfte der Erwachsenen davon glauben nach einer Studie des Gallup-Institute daran, dass Universum, Erde und Menschen innerhalb der letzten 10.000 Jahre entstanden seien,[2] von Gott erschaffen in sieben Tagen. „Die Tage waren halt damals länger“; aus einem anderen Interview mit einer Teilnehmerin am Jahrestreffen der Evangelikalen: „Ich hatte es jahrelang mit Drogen versucht, aber das konnte mich nicht so ganz überzeugen. Aber jetzt habe ich ja Jesus“.[3] Hat jemand gelernt aus Karl Marx’s Ausspruch, zugespitzt von Lenin,[4] nicht nur dagegen in Gottähnlichkeitswahn opponiert? Jedenfalls hat sogar Papst Johannes Paul II. 1996 die Vereinbarkeit der Evolutionstheorie mit dem christlichen Glauben verkündet.{25]

Von einem „Einandernahesein“ von Dichtung und Forschung sprach Thomas Mann, aber von der Abhängigkeit der Letzteren von der Philosophie: „Ich glaube, daß tatsächlich die Philosophie den Naturwissenschaften vor- und übergeordnet ist und daß alle Methodik und Exaktheit im Dienst ihres geistesgeschichtlichen Willens steht. Zuletzt handelt es sich immer um das Quod erat demonstrandum. Die Voraussetzungslosigkeit der Wissenschaft ist ein moralisches Faktum oder sollte es sein. Geistig gesehen, ist sie wahrscheinlich das, was [Sigmund] Freud eine Illusion nennt. Die Sache auf die Spitze zu stellen, könnte man sagen, die Wissenschaft habe nie eine Entdeckung gemacht, zu der sie nicht von der Philosophie autorisiert und angewiesen gewesen wäre“. Dazu weist Thomas Mann auch auf Worte des Freud-Schülers CG Jung hin, wonach „der Geber aller Gegebenheiten in uns selber wohnt“, und dass „die Welt aus dem Wesen der Seele gegeben wird“, ferner, dass „auch die Götter zu den ‚Gegebenheiten‘ gehören, die der Seele entstammen und mit ihr eins sind“.[5]

Auch der Drang zum „quod erat demonstrandum“ kommt also nicht aus der Philosophie: beide, Dichtung und Forschung beziehen ihre Eingebungen aus einem beiden gemeinsamen Quell, dem geistesgeschichtlichen Willen jenseits der Philosophie, Willen, den Manche auch der menschlichen Seele entwachsen meinen.

Was also ist es, das wir wissen? Das, was uns unsere Sinne zeigen, das wir sehen, hören, erduften, ertasten, oder was wir erdenken, erfühlen, erahnen, um es dann bestätigt zu finden durch unsere forschenden Grabungen im Gewesenen, im virtuellen Augenblick des im Jetzt Aufblitzenden? Ist dieses Wissen der Inhalt unserer Überzeugtheit,[6] unseres Wiedererkennens, unseres Könnens?

Der Ausdruck „wie wir wissen“ versteht sich auf zweierlei Weise: zum einen als Überschrift zur Erklärung von Bau und Funktionsweise der Organe, mit deren Hilfe wir erlernen und praktizieren, was wir „Wissen“ nennen; zum Beispiel: ich weiß es, denn ich sehe es vor mir. Zum anderen dient er als Bezeichnung für eine soziale Übereinkunft im Sinne von: „wie wir Alle wissen“, zum Beispiel „heute ist der zweite Mai“, oder, „die Sonne geht außer an den Polen im Osten auf und im Westen unter“.  –  Der Untertitel macht klar, dass ich eigentlich die zweite Bedeutung missbrauche, um im Sinne der Sokrates zugeschriebenen Überzeugung in die Gegenrichtung zu gehen und darauf hinzuweisen, dass wir in Wahrheit nur wissen, dass wir nichts sicher wissen können, jedenfalls nicht ohne vorangestellte Einschränkung. Worin aber besteht denn unser Wissen, also eine Gewissheit, dass etwas sich so verhält und nicht anders, vorausgesetzt wir sagen beispielsweise: ich weiß, dass mein Auto vor der Tür steht, außer es hat es inzwischen jemand gestohlen (ausgenommen davon bleiben selbstverständlich theoretische Definitionen, wie etwa: Paris ist die Hauptstadt von Frankreich)? Und vor allem; wie verhält es sich mit unserem Wissen, dem Grad unserer Gewissheit also, wenn es um die Front dessen geht, was wir mit unserer Erkenntnisfähigkeit erreichen können – was wissen wir über den Grenzbereich, die Außenposten unserer Wissenswelt, von der Herkunft und Zusammensetzung von Materie, von Entstehung und Form des Kosmos, von der Entstehung von Leben? Was also wissen wir von den Eckpfeilern unseres Weltbildes, die das Zelt unserer Verständniswelt aufgespannt halten über Heringe in einem Boden, den wir als einfach vorbestehend voraussetzen müssen, gehalten mit Zeltschnüren unserer Thesen und Theorien,  ohne deren Funktion unser Wissen über die Welt als Ganzes, nicht nur unsere kleine Alltagswelt (ich nenne sie die Mittelwelt), in sich zusammenfallen würde, uns unseres geistigen Zuhause beraubt, unter freiem Himmel, ohne den vertrauten Boden unter den Füßen?

Gehen wir also auf die Suche danach, nach diesem Wissen an den Grenzen des Wissbaren, beginnend ganz unten, im Kleinsten, dann nach ganz oben, im Fernsten der Jahrmilliarden, und zuletzt dazwischen bei uns selbst, als Repräsentanten des dritten Phänomens unserer Wissensbegehrlichkeit: dem Leben, das durch uns seiner selbst – und des Ganzen – gewahr wurde:

Der Blick nach unten:

Was Philosophen zuerst für sich beanspruchten, die Erkenntnis des Kleinsten, Unteilbaren, des Atoms, zerbarst unter dem Blick des modernen Forschers in eine Unzahl schwirrender, zitternder, drehender Teilchen, nein Wellen, oder doch wieder Teilchen?: Sie umtanzen uns kichernd, aufblinkend zum Fang auffordernd, rufen Namen, die uns in ihrer Vielzahl umherschwebend verwirren: schon auch Elektron und Neutron und Proton, ja, aber dann als Quanten, Quäntchen oder Quantenschaum, Fermion, als Bosonenhorde giksend, als Gluon, Positron, Quarks, Neutrino, Graviton, Gravitino, als 20-fache Fata Morgana des Quasi-Teilchens; und als Primadonna in der Mitte der Tanzenden das Photon: es saust, beugt sich und bricht, saust weiter, überholt sich selbst in Zeitlosigkeit, ist gleichzeitig überall und nirgends. Sie betören und narren uns wie Elfen in der Walpurgisnacht, nur um uns plötzlich wie des Morgens aus tiefem, seltsamem Traum aufwachen zu lassen in unserer Mittelwelt, am Erdboden liegend, der blaue Himmel über uns, die Wolken, Wald und Wiesen, und Städte, und viele, viele kleine und große Lebewesen, die nichts von alledem wissen wollen, noch glauben können. Nüchtern beschreiben die Physiker das Treiben als „Verschränkung“ und „Nichtlokalität“, binden es zusammen in ihre Theorien, von Superstring- bis M-Theorie, in der ihnen endgültig alle diese Teilchen zwischen den Fingern entkommen zu Nur-noch-Energie, Nur-noch-Information oder Nur-noch-Eigenschaften. Geblendet von der Faszination sehen sie nicht, dass sie am Tor zum Verlassen unserer Weltwirklichkeit stehen, am Rande des Diesseits, also am Rande des Jenseits, dort, wo es dann eben in der Tat nur noch Zeitlosigkeit gibt, und Raumlosigkeit.  –  Bleiben wir also gleich mit den Physikern liegen in diesem Wachtraum von der angeblichen Wirklichkeit dieser kleinsten Teilchen oder wie auch immer wir sie nennen sollen, verwirrt ob deren Präsenz in unserer Raumzeit trotz ihrer Raumzeitlosigkeit. Beraubt der Absolutheit und Orientierung unserer Erlebniswelt liegen wir, angesteckt von der Faszination der Physiker, der Mittelwelt entfremdet in unserem bohrenden Drang, zu wissen, die Verquickungen und Vernetzungen zu verstehen, kopfschüttelnd belächelt von den in ihrem Alltag an uns Vorbeigehenden, gar verlacht ob unserer Überzeugtheit von der gar so unwirklich sich gebärdenden Wirklichkeit des Traumlandes dort drunten. Dabei hatte schon Albert Einstein keinen Stein am anderen gelassen, die starre Absolutheit unserer raumzeitlichen Vorstellungswelt in dimensionslose Relativität verbogen und Dalis Uhr über die Tischkante hängen gemacht. Aber selbst sein eigentlich unerschütterlicher Glaube an die eine, letzte, Absolutheit wurde ihm gleich wieder genommen angesichts des geheimnisvollen Tanzes der Photonen, die sich an die Absolutheit der Lichtgeschwindigkeit nicht zu halten scheinen und damit allem vernünftigen Denken über die Zusammensetzung der Welt im Kleinsten den Boden unter den Füßen endgültig wegzogen.  –  Bleiben wir also liegen, warten wir bis zum Abend, und wenden wir den Blick zu den Sternen, die ja in ihrem Kleinsten auch nur aus Demselben sich zusammensetzen können: vielleicht verraten sie uns ihre – und damit unsere – Natur, ihren Ursprung, ihre Herkunft gar, wenn wir auf dem Weg durch den Weltraum gleichzeitig den Weg durch die Zeit nehmen, zurück zu …. einem Anfang?:

Der Blick nach oben:

Zuerst bemerkten die Menschen der Wüste die gemeinsame Bewegung der Sterne, und, dass Einzelne davon, die Planeten, sich gesondert fortbewegen, in unterschiedlichem Tempo dazu, auf der Bahn von Sonne und Mond, allesamt den Polarstern umkreisend. Die Anfänge von alledem verloren sich in Mythen von Urmeer und umgebenden Elementen, nicht nur dem Wasser und der Erde, auch der Luft und dem Feuer.  Schon diese Menschen kannten die Milchstraße – dass sie eine Galaxie ist, ein scheibenförmiger Sternenwirbel, wissen wir Menschen allerdings erst seit gerade mal 100 Jahren, ursprünglich des Glaubens, es gäbe nur diese eine. Kurz danach folgte die Entdeckung des Andromedanebels als zweite Galaxie, gefolgt von Hubbels Entdeckung, dass es davon „ganz viele“ geben müsse. Heute „wissen“ wir, dass es im Bereich des für uns Erkundbaren mehrere hundert Milliarden sein müssen, jedenfalls mussten, damals, als das Licht von ihnen weg zu uns zu wandern begann. Seither wissen wir, dass die Mehrzahl der am Himmel für uns sichtbaren Sterne Galaxien sind. Und wir „wissen“, dass das alles wie in einer Explosion auseinanderstrebt, weg von einer Mitte, die keine Mitte ist, weil es keine gibt. Auch unser Wissen explodiert, hinaus in Bereiche, zu denen Philosophen milde lächelnd und mahnend den Finger heben, erinnernd an sie als Ausgangspunkt all dieses Suchens: Physiker, geblendet schon von ihren Entdeckungen da unten am Tor zum Jenseits, finden sich nun dort oben wieder am selben Tor, wenden sich ungläubig um nach unten, blicken wieder nach oben, verlustig der Orientierung, wo nun unten und wo oben sei. Sie hatten zuerst rückgerechnet, zu einem Beginn, der als „Urknall“ in aller Munde ist, hatten die Entstehung des Kosmos im Detail beschrieben und gezeichnet, wann der Herr es in der Bibel licht werden ließ, wann die ersten Sterne und Galaxien entstanden sein mussten. Woraus, das ist die Frage, die uns von unten nach hier oben führte. Jetzt stehen wir hier und blicken erneut suchend zurück nach unten. Derweil beginnen Andere zu wissen, dass es unendlich viele solcher Kosmen geben könnte wie diesen „Unseren“, und nennen sie „Multiversen“. Andere wieder sehen in ihrem geistigen Auge, wie dieser Unsere sich gegen seinen Anfang hin in Zeitlosigkeit einbuchte, grenzenlos in sich geschlossen, also auch ohne Urknall, als „Instanton“. Wieder Andere sehen den Kosmos kommen und gehen in unendlicher Abfolge, oder zufällig entstehen durch Vakuumfluktuationen. Ob solchen Umfangs an spekulativem Interpretieren in der Physik beginnt sich das Gesicht manches Philosophen zu ernsterer Miene zu straffen, und deutliche Worte konkretisieren die Kritik: Das Paradoxon an diesem Gedankengebäude demonstriere sich schon von selbst mit dem Titel zum erklärenden Text des Physikers: denn, so fragt er, wie kann die Zeit eine Geschichte haben, wo doch die Geschichte ihre Existenz in der Zeit hat, denn jede Geschichte setzt die Existenz von Zeit voraus, etwas, das im Instanton nicht existiert. Der Versuch ist also gescheitert, weil er den Ursprung der Zeit nicht erklären kann; vielmehr setzt er ihn voraus. Er will eine Geschichte der Zeit schreiben, wobei aber die Geschichte schon ihre Zeit benötigt, die Zeit ist also schon vorhanden, bevor die Geschichte beginnt, so wie der Physiker die Existenz von Zeit voraussetzt, bevor sie in seinem „no-boundary“-Modell beginnen soll.[7]   –  Zeitlosigkeit blickt uns aber auch aus dem Moment des Urknalls an, ebenso wie aus jeder anderen Theorie, in die wir uns am Endpunkt einer solchen Forscherreise sehen. Die Zeitlosigkeit steht am Tor zum Jenseits, gleich, ob wir unsere Suche nach unten in die Mikrowelt richten oder nach oben an den Rand des Kosmos schauen. Sie richtet aber ihre Augen auf uns wie ein Statue: mit totem Blick verrät sie nichts von sich.

JWT wurde nach dem Hubbel-Teleskop die neueste Zauberwaffe gegen all das Glauben: mit diesem nach James Webb benannten Fernrohr in Orbit meinte man dem Jenseits bei der Tür hineingucken zu können, nicht nur, um fotografisch nachzuweisen, dass dort kein Petrus an der Tür sitzt und dahinter kein bärtiger Himmelvater am Thron, sondern um sich selbst zu beweisen, dass man nun nicht mehr nur schon ganz viel wisse, sondern so gut wie fast schon alles, wie sich dies der Schüler Wagner in Goethes Faust sich wünscht. Doch es kam wieder einmal anders: nicht nur, dass man weiterhin nicht bis zum Boden des Bechers der Wissenschaft schauen kann, wo nach Werner Heisenberg Gott wartet: denn ein kaum spürbarer Windhauch begann das Kartenhaus des astrophysikalischen Wissens umzublasen, sachte und lautlos: denn ganz, ganz ferne, am Horizont des für uns nun erreichbaren Kosmos, nahe dem Zeitpunkt null, dem Urknall, – oder zumindest mehrere zehn Millionen Jahre danach – , entdeckte man Galaxien, die es nach der gültigen Lehrmeinung dort gar nicht geben kann, weil sich die entstehenden Stoffe noch nicht bis zur Entstehung von Licht entmischt haben konnten: sie mussten nämlich hunderte Millionen Jahre früher entstanden sein, als man bisher erste Galaxien-Bildung gesehen hatte, und vor der sogenannten Re-Ionisations-Ära nach den „dark ages“, eine Beobachtung, die eine Neuorientierung des gesamten physikalischen Weltbildes erfordern könnte.[8]  So stehen wir wieder einmal mit leeren Händen da, wie zuvor ganz drunten bei den Kleinsten, und obendrein beraubt unserer Weltbilder, die uns zu kulturellen Schutzhüllen geworden waren.

Überhaupt sind seit Renaissance und Aufklärung die modernen Naturwissenschaften bemüht, den Völkern die Weltbilder ihrer alten Kulturen zu zerstören, in denen die Menschen, von früher Kindheit an wohlig eingenistet, zeit ihres Lebens wohnen und sich ihr weiteres Leben im Jenseits vorstellen konnten. Nun irren ihre Seelen heimatlos in einer Welt ohne Sinn, ohne Anfang und Ende. Die Materialisten und Reduktionisten unter den Wissenschaftlern meinen uns als zufällig in einem von vielen Universen ausgeflockte Produkte in einer selbstverständlichen Funktionsmaschinerie ausgekundschaftet zu haben, aber immer noch fehlt ihnen der Gesamtzusammenhang für ein neues Weltbild. Dabei haben Physiker selbst eine Tür in der Wand des Diesseits entdeckt und beobachten den Tanz der Teilchen, verrückt in ihre Raumzeitlosigkeit, in „Verschränkung“ und „Nichtlokalität“. Schon Albert Einstein hatte von „spukhafter Fernwirkung“ gesprochen, hatte eingewandt, dass Gott nicht würfle, von Seinem Geheimnis als dem „Geheimnis des Alten“ gesprochen. Sie fliegen zeitlos schnell und sind gleichzeitig überall und nirgendwo, enttarnt als die Grundbausteine des Kosmos und als eigentlich nur Information, Geist also.

Wenden wir uns also dem Geist zu, dem, was wir als Geist kennen; unserem Geist:

Er entsprang dem Leben an sich, oder fand darin eine Wohnung in der Wirklichkeit unseres Diesseits, einen Ernährer für die Weile unseres Daseins. Geist, dem Körper als Seele gegenübergestellt, Seele, die in Religionen allen Lebewesen zugesprochen wird, Geist also in oder aus einem Organismus, der sich aus einer Vielzahl von Zellen zusammensetzt, Zellen, die auf wunderbar anmutende Weise zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu verwirklichen: zu leben, leben zu bleiben, und Geist zu beherbergen bzw. hervorzubringen, Erkennen, Gewahrsein, einen Zustand, in dem diese gesamte Entwicklung, die Evolution von Universum und Leben, sich zurückrollt zu ihrer eigenen Herkunft, sich selbst erkennt und zu verstehen sucht. Gelangen wir also auf diesem Weg wenigstens einen kleinen Schritt näher in das Tor am Ende des Diesseits?

Beginnen wir diesen unseren dritten Weg auf der Suche nach Wissen entsprechend der Forderung von Thomas Mann in der Philosophie, bei Karl Poppers Suche nach einer besseren Welt im Jahr 1989, und zeigen wir uns damit, dass auch Philosophen Opfer von Spekulation werden und von der Forschung darob ermahnt oder zumindest in Frage gestellt werden können: Popper nahm den Erkenntnisweg über die Zelle, sprach von uns als Repräsentanten, als Nachkommen, einer ersten Zelle, der Überzeugung, dass es „ – selbstverständlich hypothetisch – eine Urzelle [gab], aus der allmählich alles Leben entstanden ist. … Die Urzelle lebt noch immer. Wir alle sind diese Urzelle. Das ist kein Bild, keine Metapher, sondern es ist wörtlich wahr. … Es gibt für eine Zelle drei Möglichkeiten; die eine ist Tod, die zweite ist Zellteilung; die dritte ist Fusion. … alles was je gelebt hat und alles was heute lebt, ist das Resultat von Teilungen der Urzelle. Es ist daher die noch lebende Urzelle. Das sind Dinge, die kein Biologe bestreiten kann, und die kein Biologe bestreiten wird“.[9]

Aber gab es denn überhaupt eine erste Zelle? Gibt es darauf einen wissenschaftlichen Hinweis? Tatsächlich existiert jedenfalls ein Enzym, das sich im Laufe der etwa 3,5 bis 4,2 Milliarden Jahre seit der Entstehung dieser hypothetischen Urzelle bzw. der zellulären Vorform heutiger Zellen kaum veränderte, also noch in den heutigen Zellen arbeitet; da es von diesem Enzym nicht eine Unzahl von Varianten gibt, als Hinweis auf eine Vielzahl erster oder früher Zellen, sondern nur diese eine Form, deutet dieses Enzym auf eine einzige, erste, eine Urzelle hin, LUCA (Last Universal Common Ancestor), zu finden in den heute lebenden Nachfahren der Bakterien und sog. Archaeen, Oberbegriff für Vorformen von heute noch lebenden Archaeen und Zellen wie denen in unserem Körper: „Die elementaren Bausteine des Lebens haben sich demnach über Jahrmilliarden nur wenig verändert“, meinen die Entdecker dieses Zusammenhangs; „stattdessen haben sich in späteren Phasen der Evolution komplexe Proteininteraktionsnetzwerke entwickelt, die zum Entstehen der höheren Arten führten“.[10] Und es geht noch weiter auf diesem Weg: eine andere Forschergruppe fand nicht ein einziges Enzym, sondern ein ganzes „Netzwerk an Reaktionen, das in allen Lebensformen zu finden ist“.[11]  –  Allerdings wurde inzwischen bekannt, dass sich die DNA, Trägersubstanz des Erbguts, zwischen Bakterien, Eukaryoten (Zellen mit Kern) und Archaeen grundsätzlich unterscheidet. LUCA müsste demnach in einer Welt vor der Existenz von DNA entstanden sein, einer Welt, in der es vorerst nur RNA-Lebewesen gab, solche mit nur einfachem Erbgutfaden, nicht einer Doppelhelix wie der DNA, und weiteren Unterschieden in der Zusammensetzung. Dort könnten tatsächlich noch alle für das weitere Leben entscheidenden Funktionen gemeinsam in einer Zell-Vorform existiert haben. Allerdings muss man dazu in Kauf nehmen, dass in dieser „RNA-Welt“ genannten Urwelt mit LUCA nicht tatsächlich eine individuelle Zelle gemeint ist, sondern eben genau das Gegenteil, nämlich ein Schwarm, eine Population gleichartiger Formen, in einer Welt der Vorformen von Leben, mit Prokaryoten, also Zellen ohne Kern, von denen es auch heute noch welche gibt.[12] Als Vorform davon stellt man sich Ribozyten vor, also Lebewesen, die nur aus einem Ribosom bestehen; auch sie wiesen bereits die oben erwähnten fundamentalen Stoffwechselfunktionen auf, die wir auch in den heutigen Zellen noch vorfinden, nämlich die Informationsspeicherung und die Katalyse, letzteres bewirkt durch die als Ribozym wirkende RNA. Zudem könnten noch ältere Vorformen in einer prä-RNA-Welt existiert haben, von denen wir so gut wie nichts wissen, die aber LUCA den Rang ablaufen würden, Lebensformen, bei denen man nur noch von „Quasi-Spezies“ spricht. Nachweis kann es keinen geben, denn von Gen-Strukturen kann es nur Rechenmodelle geben, keine Fossile (die ältesten bisher gefundenen Fossile sind 1,5 Milliarden Jahre alt). Diese Beschreibung der Evolution am Anfang von Leben auf der Erde erinnert an die Evolution von uns Menschen: zuerst von Gott erschaffen, dann als Weiterentwicklung von Menschenaffen erschienen, schließlich aus einer Anzahl von Vorformen „herausgemendelt“, von denen alle anderen ausgestorben und nur wir „übriggeblieben sind.

Auf der Ebene dieser RNA-Welt zerfließen also dem Forscher an der Grenze des Erdenkbaren die Argumente für eine Urzelle ein weiteres Mal zwischen den Fingern, auf dem Spießrutenlauf über LECA-, FECA- LACA- und LUCA-Formen sowie deren Vor- und Quasi-Formen, wie wir dies zuvor bei den Physikern mit ihren zu „Nur-Eigenschaften“ sich davonstehlenden Partikeln sahen, denn die Vorformen von LUCA hinterließen keinerlei Nachkommen, sind also vollkommen ausgestorben – „Quasi“-Leben  wie „Quasi“-Teilchen, „Quasi“-Materie, als die man die kleinsten „Materie“-Elemente der modernen Physik bezeichnen könnte, weil sie beide nicht existieren, sondern nur Information sind, nur Eigenschaft.  –   Um die Unsicherheit noch um eine fundamentale Dimension zu erhöhen, kann man abschließend noch die „Präzellen-Theorie“ anführen: sie besagt, dass es überhaupt keine gemeinsame Urform wie LUCA gegeben habe, dass sich vielmehr jede der derzeit bekannten Zellarten, Bakterien, Archaeen und Eukaryoten, getrennt aus jeweils ureigenen Vorformen entwickelt hätten.  –  Allerdings bleibt nach statistischer Berechnung doch wieder etwas auf der Hand liegen: nämlich wiederum und dennoch eine einzige Ur-Vorform von Leben, sozusagen ein Proto-LUCA,[13] der fast 103000 mal wahrscheinlicher sein soll als ein ganzer Schwarm solcher Vorformen.[14] Und nochmals ein argumentativer Widerspruch aus den eigenen Reihen der Forscher: nach einer „Biofilmtheorie“ soll durch  horizontalen [lateralen] Gentransfer eine Vielzahl von Vorformen als Proto-LUCA vorangegangen sein.[15] Demnach können wir nicht ausschließen, dass sich nicht eine Vielzahl früher einfacher Lebensformen entwickelte, von denen nur die überlebte, aus der wir als Eukaryoten und die Bakterien und Archaeen heute bestehen – also doch wieder leere Hände.

All diese Fragen führen zurück in philosophische Überlegungen seit Menschengedenken, wie zum Beispiel dieser: Wenn sich alle heutigen Zellen nach einem einzigen ursprünglichen Modell weiter fortgepflanzt hätten und in dieser Form noch heute funktionieren, wenn auch spezialisiert in eine Unzahl verschiedener Funktionszellen, kooperierend im Rahmen von Organismen, wie sollten wir dann erklären können, warum es nur ein einziges Mal die Entstehung dieser einen, einzigen Zelle gegeben haben soll und kann, die zu allen heutigen Lebensformen führte? Warum wohl kam es nicht, im Rahmen vergleichbarer Zufälle wie dem der Entstehung dieser einen ersten Zelle, immer wieder zu solchen Zufällen, immer wieder zu ersten Zellen, die sich nun hier und heute als mehr oder weniger unterschiedliche Zellsysteme präsentierten? Es gibt aber nur diese eine Form! Wir könnten natürlich argumentieren, wie zuvor angedeutet, dass alle früher immer wieder aufgetauchten Zellformen wieder ausgestorben sind, so dass es nun eben nur noch diese eine Form gibt. Warum, so fragte aber der Jesuit und Paläontologe Pierre Teilhard de Chardin, warum sind nicht in der für die Wissenschaft entdeckbarer Zeit immer weiter neue Formen von Zellen aufgetaucht, nun zumindest in fossiler Form nachweisbar, und kommt zu dem Schluss, es könne sich deshalb nur um ein einmaliges, einzigartiges Ereignis gehandelt haben.[16] Mediziner und Biologe Konrad Lorenz drückte es ähnlich aus und sprach von „Fulguration“, einer Art blitzartiger Einwirkung, die am Beginn der Entstehung von Leben aufgetreten sein müsse;[17] er übernahm den Begriff von Wilhelm Leibniz, doch die Annahme einer „Fulguration“ reicht noch viel weiter zurück in der Geschichte bis über die Vorsokratiker hinaus.[18]

Da stehen also die Biologen und Geo(mikro-)biologen vor ihren Thesen und Spekulationen, am Rand der Ursuppe mit all den nötigen Substanzen und Gewürzen in der vermeintlichen Küche des Lebens: plötzlich ist da ein RNA-Faden mit katalytischen und kooperativen Eigenschaften, Eigenschaften, die sich dort zur Evolution von Leben zusammengefunden, dort zusammengewirkt hatten, und den Ausdruck, die Verwirklichung eines Willens zum Weiterleben und sich Vermehren repräsentieren. Nun, nach mehreren Milliarden Jahren, fallen uns diese beiden Eigenschaften ins Bewusstsein: die eine beim Studium von Anatomie und Physiologie als Kooperation unserer Organe und Funktionssysteme, in allerseitigem Interesse mit dem Ziel, gemeinsam leben und überleben zu können, gleichsam in der selbstverständlichen Einsicht, dass dies eben nur gemeinsam gelingen kann – haben wir bisher genug von dieser Erkenntnis zum Zwecke des Fortlebens unserer Art umgesetzt? Die andere, die katalysierende Funktion, beschleunigt nun die Evolution ihrer genetischen Form zur kulturellen: ein Gedankenblitz, eine Idee, lässt uns eine Problemlösung in Sekundenschnelle von einem Anwendungsgebiet auf ein neu aufgetretenes Problem übertragen; davor dauerte das Generationen lang.

Was aber führte, unabhängig von Namen, Struktur, Funktion und Anzahl einer Vorform zu diesem Zusammenwirken, von Molekülen zu einem autonomen, selbsternährenden, selbst reproduzierenden „Wesen“, das weiter sich entwickeln will bis zu einem seiner selbst und aller Umwelt bis an den Rand des Kosmos bewussten Organismus? Wieder der Zufall, wie bei Super-String-Fäden, oder ein Phänomen in oder am Rand der Raum- und Zeitlosigkeit? Wie sollen ein weiteres Mal die Eigenschaften, aus denen die Atome und Moleküle bestanden, ihre Eigenschaften abgelegt und sich dem Zufall überlassen haben, nur um dann doch wieder als Eigenschaften zu erscheinen, die nun „Kooperation“ hießen und „katalytische Funktion“ – ganz abgesehen von „Intention“? Denn mit dem Erscheinen des Phänomens „Leben“ tritt gleichzeitig diese Absicht auf, der Wille, zu überleben, weiterzuleben, und, sich zu vermehren – woher, warum, wozu? Popper wies an diesem Punkt über Darwin hinaus, von dessen „äußerem Selektionsdruck“ auf einen „inneren Selektionsdruck“, der Meinung, Leben suche seit seinem Auftreten in der Welt nach Verbesserung seiner Bedingungen.[19] Die daraus resultierende und aus der Evolutionsgeschichte deutlich herausleuchtende stetige Zunahme der Komplexität der Lebewesen, und auch der Komplexität ihrer Sozialordnungen zum Zwecke überlebensfördernder Kooperation, stellt nach dieser Beobachtung Poppers gleichzeitig im Kosmos eine Kraft gegen, ja einen Sieg über, die sonst allgemein herrschende Entropie dar.[20] Diese Entdeckung bestätigt auch Ernst Peter Fischer aus der Perspektive der modernen Physik, der zufolge Entropie nicht mehr nur für zunehmende Unordnung steht, sondern auch für Abnahme an Informationsdichte: Leben als Ordnungskraft und Träger immer komplexer werdender Informationszusammenhänge wirkt also gegen Entropie; Fischer weist damit auch gleich auf eine Konsequenz daraus hin, nämlich, dass diese Zunahme an Komplexität von Lebensformen im Lauf der Evolution der Zeit unleugbar eine Richtung gibt: die Physik spricht dazu auch von „Zeitpfeil“.[21]    

Auf allen drei Wegen der Erforschung unserer Herkunft, im Kleinsten, im Größten und Fernsten, und in uns als selbstreflektierenden Repräsentanten des Phänomens „Leben“, stehen wir letztlich vor derselben Tür, jener, aus der die Eigenschaften in die Weltwirklichkeit purzeln, dort Materie werden lassen, und beseelte Lebewesen, die sich in ihr einnisten, von denen die einen sich in ihr einwurzeln, die Pflanzen, andere aber in ihr umherlaufen. Und all das aus dem Nichts, zufällig durch dessen Vibrationen aus ihm herausgedrückt? Kann sich Wissenschaft tatsächlich anmaßen, diese bohrende Kernfrage unserer bewussten Existenz salopp und achselzuckend mit einem nüchternen „ja, selbstverständlich“ zu beantworten? Der Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer aus seinem weiten Blick über all dieses Wissenwollen, ja zwanghafte Wissenmüssen in tiefsitzender Überzeugtheit, die trotz aller Ermahnung von Karl Popper zu „kritischem Rationalismus“ angesichts jeder Hypothese stets wieder in Glauben zu münden droht, Fischer also meint zunächst, teils wissenschaftlich nüchtern, teils leicht verschmitzt, dass „die Fragen der Erschaffung aus dem Nichts ohne wissenschaftliche Antwort bleiben werden, weil die dazu erforderlichen Theorien komplementär zueinander sind. Eine Schöpfung ex nihilo wäre damit erwiesenermaßen eine Glaubensfrage. Gott sei Dank?“.[22] Schließlich aber löst sich seine Miene in den Ausspruch: „Wissenschaft erklärt Geheimnisse nicht weg oder hebt sie auf, sie macht vielmehr das Gegenteil und führt sie auf tiefere Geheimnisse zurück”.[23] Denn er weiß sich bereits in einem Alter, dem Thomas Mann eine „späte und reife Stufe des Mythischen“ mit den Worten zuschreibt: „was [mit dem Alter] gewonnen wird, ist der Blick für die höhere Wahrheit, die sich im Wirklichen darstellt, das lächelnde Wissen vom Ewigen, Immerseienden…“.[24]


[1] 90 Prozent der US-Amerikaner bezweifeln Evolutionstheorie, Süddeutsche Zeitung, 17.02.2014,  übernommen von dpa, https://www.sueddeutsche.de/wissen/wissenschaft-90-prozent-der-us-amerikaner-bezweifeln-evolutionstheorie-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-140217-99-02918

[2] Kreationismus in den USA 1982-2019, FOWID 2019, https://fowid.de/meldung/kreationismus-in-den-usa-1982-2019#:~:text=Vierzig%20Prozent%20der%20US-Erwachsenen,letzten%2010.000%20Jahren%20geschaffen%20hat.

[3] Bibeltreue Supermacht – Evangelikale in den USA, ARD-Dokumentation 05.06.2024, https://www.ardmediathek.de/video/dokumentationen/bibeltreue-supermacht-evangelikale-in-den-usa/phoenix/Y3JpZDovL3Bob2VuaXguZGUvNDQ2ODQyNw

[4] Karl Marx 1844: „[Religion] ist das Opium des Volks“, Lenin 1905: „Religion ist Opium für das Volk“

[5] Thomas Mann, Freud und die Zukunft, Vortrag gehalten in Wien am 8. Mai 1936 zur Feier von Sigmund Freuds 80. Geburtstag, in: S. Freud, Abriß der Psychoanalyse, und, Das Unbehagen in der Kultur, Fischer 1965, S. 131.

[6] LM Auer, Das Überzeugtheitssyndrom. Wie wir zu wissen glauben, in Vorbereitung 2014-2025.

[7] LM Auer, Vom Ewigen Sein, LIT-Verlag 2024, S. 148

[8] J. Kartaltepe, The James Webb Telescope has just discovered galaxies that defy modern theories, Rochester Institute of Technology, New York, November 2023,

[9] K. Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt, Piper 1987, S. 24.

[10] J. of the American Chemical Society, JACS 2014; doi: 10.1021/ja4115677), aus scinexx vom 03.02.2014, https://www.scinexx.de/news/biowissen/zeitreise-zur-ersten-ur-zelle/#:~:text=Nach%20gängigen%20Theorien%20existierte%20vor,„Last%20Universal%20Common%20Ancestor“.

[11] Frontiers in Microbiology 2021, aus European Scientist 2021, R. Schleuning, https://www.europeanscientist.com/de/wissenschaft/die-urzelle-versorgte-sich-selbst-mit-energie/

[12] Prokaryoten gibt es auch heute noch, und zwar in ungeahnten Massen und Orten: an die 5 Billionen Tonnen davon leben vorwiegend unter der Erde, in bis zu 10km Tiefe, auch unter dem Meeresboden, und in atmosphärischen Höhen bis 70km.

[13] D L Theobald, A formal test of the theory of universal common ancestry. nature.com, 13. Mai 2010  10.1038/nature09014)., Nature 465, 2010, S. 219–222.

[14] T Hesman Saey: All Present-day Life Arose From A Single Ancestor. sciencenews.org, 12. Mai 2010

[15] C R Woese,  On the evolution of cells, PNAS 2002, 99 (13) 8742-8747

[16] P Th de Chardin, Der Mensch im Kosmos, CH Beck 1965(orig. 1959), S. 95

[17] K. Lorenz, Die Rückseite des Spiegels, dtv 1977.

[18] LM Auer, Die Reise des Donnergottes, in LM Auer, Europa, Wunsch, Wahn und Wirklichkeit, Band 1, LIT Verlag 2020, S. 183ff.

[19] K. Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt, Piper 1987, S. 23.

[20] K. Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt, Piper 1987, S. 24.

[21] EP Fischer, Verkörperte Energie, 2025, S. 8, pers. Mitteilung.

[22] E P Fischer, Die Stunde der Physiker, CH Beck 2022, S. 322.

[23] Ernst Peter Fischer, Offenbare Geheimnisse, Wunder der Wissenschaft. 21 Texte für das 21. Jahrhundert. Opus Magnum 2023

[24] Thomas Mann, Freud und die Zukunft, Vortrag gehalten in Wien am 8. Mai 1936 zur Feier von Sigmund Freuds 80. Geburtstag, in: S. Freud, Abriß der Psychoanalyse, und, Das Unbehagen in der Kultur, Fischer 1965, S. 145.

Ereignis schafft Zeit

In der Physik verliert sich die Materie zwischen den unvereinbaren Theorien der Relativität und der Quanten im Kleinen, unter der „großen Einheitstheorie“ (GUT, Great Uniform Theory), der Gravitation, dem Elektromagnetismus und den zwei Kernkräften [i],  in immer kleineren Partikeln, bis sie sich als Wellen und Vermutungen zwischen den Fingern von Gravitonen und Gravitinos in einem Schaum [ii] zu Nichts verliert,[iii] – zu Nichts als den Eigenschaften an sich? Der Physiker Paul Davies verglich das Phänomen mit dem Unterschied zwischen dem Inhalt eines Romans und der dafür angesammelten Aneinanderreihung von Wörtern; er erläutert die „Quantenwelle“ als eine Informationswelle, eine Welle, die nicht dem Atom als Welle entspricht, sondern einer Information über das Atom [iv] – also über diese seine Eigenschaften?

In der Astrophysik, also im Großen, verbirgt sich der Beginn von Allem, also auch die Erklärung einer Herkunft der Materie, hinter der Pforte des „Big Bang“ mit ihrer unerreichbaren „Zeit null“ – Max Planck errichtete eine Mauer des Erreichbaren an „Zeitpartikel“ bei 10-47 Sekunden. Die Wahrheit ruht in der Tiefe der „Schwarzen Löcher“, während die Physiker in der dunklen Materie und Energie nach der Wahrheit graben. Die Quizfrage aller Fragen lautet: wie bringt man die unvereinbaren Theorien auf den einen Nenner einer alles einschließenden Urkraft.

Nun „wissen“ wir jedenfalls in der uns eigenen Gewissheit – denn „Wissen“ an sich können wir nichts, wie seit den Anfängen der Philosophie, den Bruchstücken des Xenophanes und den Texten Platons über Sokrates schriftlich dokumentiert [v] – , „wissen“ also, dass das Alles vor knapp 14 Milliarden Jahren begann,[vi] „wissen“, dass die Sonne viereinhalb Milliarden Jahre alt ist, und das Leben drei bis dreieinhalb [vii] – Vorstellungen von einer Zeit, die hinter unserem Erkenntnisrücken zusammen mit unserer Vorstellung von Raum flüssig in den Trichter der Gravitation tröpfelt, an dessen Boden sie sich beide in den Schwarzen Löchern des Universums auflösen.

Die Existenz von „Zeit“ an sich scheint zunächst fraglich, fraglich, ob sie nicht nur Folge von „Ereignis“ ist. Immerhin also eine theoretische Entität für sich, als Folge, als Intervall, und damit nicht mehr gänzlich fraglich also. Die Annahme, dass Zeit nur ein Konstrukt unseres Gewahrseins sein könnte, scheitert ebenfalls, nämlich daran, dass Ereignis auch Zeit schafft, ohne dass ein bewusstes Wesen dabei zusieht: Zeit ist vergangen, wie wir behaupten, zwischen dem Big Bang und dem Auftreten unseres Gewahrseins. Dass Alles, also auch Zeit, nur im Gewahrsein existiere, ist also eine von uns selbst von vornherein widerlegte These, widerlegt auch die Frage nach der Wirklichkeit jeglicher Existenz, widerlegt mit unserer eigenen Gewissheit und Überzeugtheit – denn es handelt sich um eine Tautologie: „Existenz“ ist gleichbedeutend mit „Wirklichkeit“: die Annahme der Existenz von Wirklichkeit basiert nämlich auf der Annahme der Existenz von Existenz selbst. Wirklichkeit ist Existenz. Was hier postuliert werden könnte, ist, dass es Existenz auch als geistige Entität gibt, als Gewesenes, als zeitlos Ewiges, geistige Existenz jenseits der von uns erkennbaren Welt und des von der Physik so benannten „lokalen Realismus“, also einer Art Mittelwelt zwischen Mikro- und Makro-Kosmos.

Wir existieren als Kinder der Evolution, Ergebnis erfolgreicher Anpassung an Veränderungen der Außenwelt. Damit ist sowohl die Existenz der Außenwelt bestätigt wie auch unsere eigene Existenz. Außerdem spricht diese Evolution für den sogenannten Zeitpfeil, also die These, dass sich der Kosmos von einem Ereignis in der Vergangenheit aus durch die Gegenwart in die Zukunft entwickelt (auch Teilhard de Chardin hatte in diese Richtung argumentiert, wenn er von ständig zunehmender Komplexität der Anordnung der Materie schrieb [viii]), und beispielsweise nicht umgekehrt, oder gar nicht, wie manche Physiker in Frage stellen [ix]. „Zeit“ wird dann zu einem Erlebnisphänomen in unserem Denken, als Folge von Aufeinanderfolge, von unumkehrbarer Sequenz.

Aus jeglicher Sicht ist Gegenwart eine virtuelle Entität ohne Zeit, eigentlich damit zeitlos und Teil der Ewigkeit – wenn auch abhängig von sprachlicher Definition (Wittgenstein hatte Gegenwart mit Ewigkeit verglichen bzw. gleichgesetzt [x]). Denn ein Ereignis ist entweder vergangen, ist Wirklichkeit geworden, oder es kommt erst; nur das zeitlose quasi Intervall dazwischen ist Gegenwart. Dass solche Zeitlosigkeit sogar physikalisch nachweisbar ist – zumindest nahezu – ergab sich aus Experimenten an Photonen, die in ihrem Informationsaustausch die „Lichtmauer“ durchbrechen, also schneller als die Lichtgeschwindigkeit kommunizieren, eigentlich unendlich schnell, sozusagen in einem zeitlosen Augenblick;[xi] Einstein hatte das Phänomen misstrauisch „spukhafte Fernwirkung“ genannt;[xii] heute heißt sie „Verschränkung“, ein Phänomen, das auch „Teleportation“ genannt werden kann. Als Äquivalent hierfür in der Parapsychologie mag der Begriff der „Gedankenübertragung“ gelten.[xiii] Außerdem wissen wir nicht, ob nicht in diesem Augenblick, der zeitlosen Gegenwart, jeweils „Wirklichkeit“ entsteht, Realität aus Potentialität in einem ewigen Schöpfungsprozess, um Kreation aus Geistigem, wie dies der Quantenphysiker Hans-Peter Dürr beschrieb.[xiv] Offen müsste dabei bleiben, wie wir den Akt verstehen dürften, wenn wir Menschen in einem solchen Augenblick eine Entscheidung treffen – als Teil des Schöpfungsprozesses an sich, oder als Ausdruck freien Willens?

Solange wir an die Existenz von Materie, von Universum und Himmelskörpern und deren Geschichte glauben, so lange gibt es wohl auch Raum und Zeit an sich, als Phänomene vor ihrem Auskristallisieren in der Wirklichkeit also, auch ohne unser Denken, ohne unsere Präsenz. Immerhin haben ja auch alle Gegenstände im Universum Eigenschaften, gleich, ob wir hinsehen oder nicht – wer weiß, vielleicht lösen sich bei noch genauerem „Hinsehen“ die Teilchen der Materie überhaupt in „Nur-Eigenschaft“ auf; das müsste dann allerdings außerhalb der Realität sein, an einem Ort, aus dem sie in diese Wirklichkeit als Materie auskristallisiert sind; oder die Quantenphysiker haben sie in einer Übergangswelt aufgespürt, dort, wo sie entweder Teilchen oder Energiewelle sind, wo die Wahl zwischen Potentialität und Wirklichkeit noch nicht gefallen ist, gar nicht fallen kann, eben weil es dort keine Zeit gibt, also kein „vorher“ oder „nachher“, kein „noch nicht“ oder „eben doch schon“. Jedenfalls aber könnte demnach die Wirklichkeit der Welt nicht erst durch die Anwesenheit einer Bewusstheit entstehen, also wegen uns als Beobachter, denn dies würde bedingen, dass alles, vom Urknall bis zu diesem Augenblick, nur deshalb wirklich wird, weil wir dessen gewahr werden,[xv] die gesamte Evolution von Kosmos und Leben also nur wirklich stattgefunden habe, weil wir hinsehen. Vielmehr wird durch unser Hinsehen alles in unserem Gedankenkonstrukt Teil der Wirklichkeit, obschon es gleichzeitig Teil der geistigen Wirklichkeit in der Zeitlosigkeit ist, Teil einer Geschichte, die tatsächlich stattgefunden hat. Die Unschärfe und das Leben von Schrödingers Katze sind nicht an sich Teil von Unbestimmtheiten; sie sind es nur in unserem Blick aus der raumzeitlichen Wirklichkeit, von wo aus die Potentialität als Unbestimmtheit täuscht, als Unsinn hüben, was andernfalls als Unsinn drüben gelten müsste: denn ohne Zeit muss jegliches tatsächlich in unserer Wirklichkeit abgelaufene Ereignis den Eindruck von Unsinn vermitteln, gibt es hier doch nur Ereignisabläufe in Zeitdauer – ich komme zu Ende noch auf diesen Begriff zurück.

Unsere Bewusstheit wird eines Ereignisses immer erst im Nachhang gewahr, als Gegebenheit, mit der wir uns identifizieren. Das Ereignis dazu hatte sich nicht in der Zeit verwirklicht, sondern in der Gegenwart, aus der es in die Wirklichkeit trat, zu einem Moment, da sie schon Vergangenheit ist, wie alle Wirklichkeit. Tatsächlich könnte in dieser Unendlichkeit, wie sie im Moment von Gegenwart in der Wirklichkeit auftritt – wenn auch als zeitloses Phänomen – , könnte dort alles beisammen sein, alles, ohne Raum und Zeit, in der Ewigkeit. Dennoch werden wir der Ereignisse gewahr, und ihrer Reihenfolge, mit der Zeit dazwischen, sozusagen als leerer Zwischenraum, auch dann, wenn dieser Zwischenraum nur als Taktgeber einer Sequenz existiert und gar kein Zeitraum ist, also ein Augenblick ohne Dauer. Die Geburt von Wirklichkeit in jedem Augenblick entgeht also unserem Gewahrsein, entschlüpft ihm an der Tür zur Zeitlosigkeit, zur Ewigkeit. Wir müssen davor stehen bleiben, uns mit der Wirklichkeit begnügen. Allerdings hat unsere Bewusstheit in diesen Ablauf der Ereignisse eine neue Dimension gebracht, wie Henri Bergson ausführte:[xvi] jene der „Dauer“, also des filmgleichen Beobachtens über mehrere Ereignisse, einen Vorgang der Transzendierung, des Heraushebens aus Raum und Zeit, mit dem Ergebnis, dass nun „Dauer“ für uns zum vermeintlichen Erleben von „Zeit“ werden konnte, „Dauer“ als Ersatz für „Zeit“. So beginnen die Sequenzen in unserem Gewahrsein zu verschwimmen und zu fließen, erlebt als „Zeitdauer“. Damit, so meint Bergson, gewänne der Mensch seine Freiheit; jedenfalls kann er sich ein gutes Stück weit der Wahrheit annähern, obschon nur in schemenhaften Ahnungen.

„Zeit“: aus der Sicht der Wirklichkeit nichts als das namenlose –

wenn auch von uns mit diesem Begriff versehene –

Intervall zwischen Ereignissen, eigentlich also Begriff für „Sequenz“.


[i] Paul Davies, God and the new physics. Dent & Sons 1983, hier: Peguin Books 1990, S.157.

[ii] Siehe i, S.159.

[iii] Siehe i, S. 153.

[iv] Siehe I, S. 107.

[v] K. Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt. Piper 1984.

[vi] V.J. Becker, Gottes geheime Gedanken, Lotos Verlag 2009 (erste Ausgabe 2008), S.21

[vii] Siehe i, S.153.

[viii] P. Teilhard de Chardin, Der Mensch im Kosmos, 1955.

[ix] Siehe i. S. 126ff

[x] L. Wittgenstein, Tractatus Logico-Philosophicus, 1921, Abschnitt 6.4.3.1.1.: „Wenn man unter Ewigkeit nicht die unendliche Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der ewig, der in der Gegenwart lebt.”

[xi] http://www.gap-optique.unige.ch/

[xii] zit. in R. Froboese, Die geheime Physik des Zufalls. Edition BOD 2008, S .89.

[xiii] Jean-Francois Revel, Matthieu Ricard, Der Mönch und der Philosoph.  KIWI 2008, S.88

[xiv] H.P. Duerr, M. Oesterreicher, Wir erleben mehr als wir begreifen. Quantenphysik und Lebensfragen. Herder 207, S.112-113.

[xv] Siehe I, S. 111.

[xvi] H. Bergson, Zeit und Freiheit, 1889 bzw. 2011.




Musik ist, wenn Gefühle denken

Von nicht-sprachlicher Bewusstheit, und vom Musizieren

Bewusst nicht-sprachlich Denken ist Fühlen.

Die bewusste Erfahrung davon „erfanden“ östliche Weisheitslehrer mit der Meditation, die damit beginnt, sich darauf zu konzentrieren, mit dem Denken aufzuhören und einfach nur zu sein.

„Mir ist so, ich weiß nicht wie“ drückt klar aus, dass jegliches Verbalisieren von Gefühlen eine Interpretation des Wirklichen, des wirklich Gefühlten sind, und oft eben unmöglich in Worte zu fassen. Statt „Gefühle“ könnte man daher auch sagen „gefühlte Befindlichkeit“ – wer „außer sich“ ist, kann auch einmal das Gewahrsein um seine Befindlichkeit verlieren, zum Beispiel ausgedrückt mit „von Sinnen“. Kontrollieren kann man seine Gefühle nicht, nur seine Emotionen.

 Interpretationen in Worten dieser Gefühlten Befindlichkeit lauten dann: „ich bin froh, noch besser „ich frohlocke“, oder „ich bin traurig“,  „ich trauere“.  „Ich habe ein Gefühl“ ist einen Schritt davon entfernt: der Interpret „ist“ nicht mehr „froh“, er denkt darüber nach, was das ist, froh zu sein, und meint „ich habe den Eindruck, ich fühlte Freude, den Eindruck, froh zu sein“. An manchen Stellen überschneiden und vermischen sich aber die Distanzen des Interpreten zu seiner Gefühls-Befindlichkeit, z.B. wenn er sagt. „Ich hab‘ so ein Gefühl, ich weiß nicht was“.

Wenn wir fühlen, sind wir „in Trance“, zumindest „wie in Trance“, schalten das interpretierende verbale Denken aus und schweben im Fühlen.

Die Musik selbst ist ein Ausdruck dieser Form der Versenkung: wer der Musik aufmerksam folgt, hört auf, verbal zu denken, fühlt nur noch, interpretiert allenfalls non-verbal die Gefühlswelt, die der Komponist mit der Musik an die Zuhörer überträgt. Dies merkt man dann, wenn dieser Zustand übergeht in Gedanken an Personen, Dinge und Ereignisse, die einem nun, da man an nichts anderes dachte, zufällig, spontan einfielen.

In manchen Bereichen der Befindlichkeit stellten wir Menschen aber Ähnlichkeiten zwischen uns fest, wir kommunizierten darüber und entwickelten verbale Ausdrücke dafür, um einander zu übermitteln, dass wir z.B. stolz sind, froh, traurig etc. Das Eigentliche an der individuellen Befindlichkeit ist jedoch nicht ausdrückbar, es ist wie es ist, nicht vermittelbar, vergleichbar, als ähnlich deutbar, nur eben wieder nur inter-pretierbar,  in Musik, Farben, Formen, und letztlich doch wieder Sprache, wobei Sprache die schlechteste Form ist, außer wenn es gelingt, zwischen den Zeilen eine Atmosphäre zu schaffen, eine Gefühlswelt, ein „irgendwo irgendwie Sein“, z.B. bei einer Gruppe dabei sein, um die es im Text geht, in einer Welt mitleben, die dort beschrieben ist, so, als wären wir gerne dabei, so sehr, dass wir sie nur sehr bedauernd verlassen – Manche lesen deshalb Bücher oftmals, oder noch direkter: sehen Filme immer wieder an, was wiederum zurückführt zur Musik, denn Film ohne Filmmusik „geht nicht“ (außer wenn Stille „spricht“).

Dennoch aber folgt Musik über weite Strecken dem Wort, wenn sie ihre Formen anpasst: mit Einleitung, Variationen und Schluss zum Beispiel.

Mit diesem „eine Atmosphäre schaffen“ meinen wir auch „Transzendieren“, also von einer Ausdrucksform in eine andere übertreten oder hinüberleiten, z.B. von Hören oder Sehen in Fühlen. Damit aber bildet der Künstler die Funktion des Gehirns ab: denn er inter-pretiert „in Gefühlen“ einen Eindruck in eine gefühlte Befindlichkeit und drückt diese wiederum aus in Ton, Bild oder Wort. Das heißt, er leistet jene Arbeit, die in einem Gehirn abläuft, wenn ein Eindruck in der rechten Hirnhälfte verarbeitet und als Gefühl interpretiert wird und dort eine Gefühls-Befindlichkeit schafft. Wir sind dann „gestimmt“, in einer „Stimmung“, und drücken diese evtl. in einer Emotion aus.

Dass wiederum der akustische Ausdruck unserer Gefühls-Befindlichkeit der wichtigste ist, geht allein schon daraus hervor, dass er der naheliegendste ist, oder umgekehrt könnte es auch sein, – man muss fast sagen naheliegenderweise – dass sich nämlich der verbale aus dem stimmlichen entwickelt hat, einfach deshalb, weil eine Gefühls-Befindlichkeit in Tönen ausgedrückt wird, zuerst in Gesang vielleicht, jedenfalls in „Ur-Tönen“, und dann in Sprache mit Tönung: der Ton macht dann die Musik, die die linke Hemisphäre verwendet, nämlich die Atmosphäre, die Gefühls-Atmosphäre, die mit der Tönung der Sprache ausgedrückt wird. Jedenfalls sind Töne die Emotion von Gefühlen und die Expression von verbalen Gedanken.

Man könnte also sagen: es gibt keinen Menschen ohne Musik, denn des Menschen Sprache ist verbale Interpretation von Inhalten mit Begleit-Musik, im Sinne von musikalisch ausgedrückten verbalen Gedanken: eintönig, befehlend, einschmeichelnd, überzeugend, kleinlaut, so und auf unendlich viele weitere Weisen können wir sprechen, niemals aber ohne Tönung, d.h. Emotion in der Sprache.

 Davon ausgehend können wir die Hypothese aufstellen, dass Sprache eine immer mehr zunehmende Differenziertheit im musikalisch-verbalen Ausdruck ist. Am Anfang steht ein Ausdruck von etwas: ein zorniger oder ein sanfter Ton, ein Brüllen, ein Säuseln, ein Singen, ein Anherrschen, ein Drängen, ein Nachgeben, ein Drohen, Befehlen, oder Schweigen, also eine akustische Emotion einer Gefühlslage. Dem folgte die Entwicklung unserer Sprachwelt.

Im musikalischen Konzertieren finden die Menschen engste Gemeinsamkeit, gönnen einander die Freude der Erhöhung in der Gemeinsamkeit, weil jeder einzelne Beitrag nur im Verein des Ganzen tönt, als das Ganze also. Alle gönnen einander diese Erhöhung des Einzelnen im Gemeinsamen. Daher kommt wohl auch die Rührung und Entrückung von Musikern in ihrer eigenen Musik, gemeinsam, aber eben nur gemeinsam, können sie sich über die Gravitation erheben, diese erhebenden Momente einander schenkend. In ihrem harmonischen Musizieren bestärken und anerkennen sie einander in ihrer wiederum einander gleichen bewusst genossenen Daseinsberechtigung – in Gemeinsamkeit und gegenseitiger Abhängigkeit, Letzteres eine Wahrheit, die alle interessensgruppenbetonte Argumentation durch ihr Transzendieren durchlöchert bis hin zur Selbstvernichtung der Urheber solcher Argumentation in Wort und Tat.

Damit drängt sich der Gedanke an den Virtuosen hervor: im Konzert ist er nichts ohne sein Orchester; als Solist erinnert er seine Mitmenschen daran, dass nichts ursprünglich aus einer Gemeinschaft entstehen kann, sondern nur aus einem einzelnen Gehirn, einem fühlenden und denkenden Wesen in Bewusstheit – nur mit solchem transzendierten Ausdruck aus Einzelnen kann Gemeinschaft umgehen. Kreativ sind also nur die Einzelnen, wenn auch einander erhöhend in Gemeinsamkeit.

Kein Musikstück wurde von einem Team erfunden, ebenso wie eine Idee nur in einem Einzelgehirn entstehen kann – Gemeinschaften wie Gruppen und Massen haben nun einmal kein gemeinsames Gehirn. Aber gemeinsam können sie einander wirkend erhöhen.

Musik versteht man am besten, wenn man sich Filmmusik vorstellt und erkennt, wie platt und distant die Handlung ohne die Begleitmusik wird, die unsere Gefühlslage gegenüber den Geschehnissen ausdrückt. Musik für sich allein wird demnach zu „Nur-Begleitmusik“.

Ein Wort zur Musik-Pathologie: Musik kann im Menschen die Gefühls-Befindlichkeit spiegeln, z.B. zur Schwermut, Melancholie, Ausgelassenheit oder Aggression verstärkend wirken – in jeder dieser Formen lässt Musik „die Bären tanzen“; hier sind dann unsere Gefühls- und emotionalen Befindlichkeiten die Bären, deren Tanzen ausgelöst oder verstärkt wird. Bei krankhafter Gefühlswelt wie Depression kann Musik daher verschlimmernd wirken, weil sie dazu führt, dass das Krankhafte verstärkt wird, also die kranken Bären zu tanzen beginnen – bei der Aggression sind es dann eben die Waffen.

Und noch ein Schlusswort zu Begriffsbedeutungen – ich wollte es nur nicht belehrend an den Anfang stellen: „Gefühl“ ist die Gesamtheit des Fühlens. „Emotion“ bedeutet „Gefühlsausdruck“ – vom Lateinischen „emovere“, herausbewegen oder eben „ausdrücken“ im Sinne von Ausdruck einer Rührung, Bewegung, Erschütterung, Empörung, Aufregung; denn alle diese Hauptwörter stehen für das Zeitwort „movere“; das betrifft z.B. spontane Tränen, Brüllen, Schluchzen oder Bewegungen wie Kopfnicken, Kopfschütteln, die Fäuste ballen („spontan“ zum Unterschied von gespielt).

Musik ist eben Gedachtes der Gefühle, ist „Nur-Begleitmusik“; Musizieren hingegen Emotion

Rousseau’s individualism: a critique

Jean-Jacques Rousseau is known, on the one hand, for his treatise on the “general will”, the individual being part of it. On the other hand, Rousseau outlined in detail his concepts for education of an individual child, with little direct connexion to this general will.

He will be forced to be free“, Rousseau writes in his social contract, and „obedience to law which we prescribe to ourselves is freedom“ (A: Rousseau 1762, p. 10).[i] The open question here remains, who really writes this law:

My goal is not to classify Rousseau‘s Emile only by his words: „don’t give the child, what it wants, but what it needs“ (B: Rousseau 1762/63, p. 122).[ii] After all, Rousseau himself described his own text as just daily notes which he considered more of an easy chat than a scientific analysis B, p. 7).[iii] Nevertheless, „Emile“ became an early comprehensive study of developmental psychology and psychological insights of behavioural details. However, in the context of an individual child’s individuality, the question arises, who decides, what this child needs?

It is easy to imagine one of Kant‘s seducers as the master, who decides, what it is that the child needs, one of those who are immediately on scene, as the „enlightened individual“ shows up and around for ideas (Kant 1784, p. 481).[iv] Rousseau did not actually appreciate that „what the child needs“ is defined by its teacher, another individual with other individual ideas and interests. If one considers the fact, that a generally accepted “general will” does not – yet – exist, then it becomes clear, that this individual is driven into a conflict, namely one between its own idea of a possible „general will“ and the master’s idea of one.

Kant warns, that the risk is indeed too high to follow Rousseau’s demand, that the individual shall give itself entirely into society, in order to get back from society what is intended to be the right thing for this individual. The disaster followed very quickly behind this father of the French Revolution, and in Kant’s lifetime, when the „terreur“ showed what happens to those who do not follow the new civil religion, as Robespierre has commanded.

But Rousseau insists to „take away from man his own resources and give him instead new ones, alien to him“ (A, p. 19).[v] Of course, one could image that the background of Rousseau’s words derives from his idea to erase by education antisocial evolution-based behavioural patterns: one of them could be the part of xenophobia which is today called racism,[vi] or territorialisation, by which inhabitants of a land attempt to keep invaders out. However, whichever entity Rousseau claims to be „taken away from man“, can such kind of education for an individual child be recommended in an era, where the rest of people refuse to be taken away any of their „resources“, while claiming maximised liberalism?

I will continue to discuss Rousseau’s proposals in view of the alternative proposal, i.e. to give yourself not entirely into society, as Rousseau proposes (A, p. 8),[vii] but only half: this is recommended by all major religions, e.g. in Christianity’s „love thy neighbour as thyself“, or by Islam’s „golden rule“. This means to keep half of your „resources“ for yourself and your secure individuality, thus sharing wishes and rights with all others in equal power and dignity. Such educational plan allows for societies to slowly develop towards the goal of living together in fairness, slowly, over numerous generations, because any educator will be unmasked by a child observing the educator‘s own insufficient education in deeds  in view of the educator‘s words, until, finally, at least part of the goal could be achieved.

There, the educated adult individual in the sense of Kant’s enlightenment would be one that reserves this half of itself for its own consideration. Therefore, this individual would make an own judgement, whether one of those Rousseau-ean social gifts are indeed part of the social contract, and a contract not only signed by a few leaders such as the American federalists, but by all members.

On the stage of present adult individuals, their society and their leaders, it becomes obvious, that individuals who give themselves totally into society in the first place, have already fallen victim of potential abuse. They behave like children unaware of the risks they take by leaving their fate in the hands of an unknown.

And here is Rousseau’s dilemma:

Rousseau did not consider that the masses of individuals were and are not enlightened, yet, they are not enlightened just because somebody shouted: be enlightened. As a consequence of liberalisation, the appeal for individuality ended in individualism, solipsism and hedonism, social hedonism at best, which in turn causes polarisation by the formation of interest groups fighting each other.

Part of his conflicting evidence is that Rousseau‘s assumption of an impeccable general will does not exist: the general will is part of societal will and liable to error: as a rule, or law, it becomes potentially terror. Or in other words: his „volonté générale“ comes down to be the same as „the people’s will“, i.e. the will of a crowd of people who are not yet independent, enlightened. This leads into a devil’s circle, in which the impeccable general will is expected to be the result of a people’s will, the individuals of which are not impeccable. Thus, the „general will“ ends up as an unreal ideal, or as an atrocity like in „To kill a mockingbird“.[viii]

Rousseau himself defines his own contradiction in the clearest of ways, when he writes: „To make laws for people, it would take gods to give men laws“ (A, p. 19),[ix] but also where he admits that legislators may be corrupt (A, p. 32).[x]

Though generally known as a father of the revolution, and as a classic of modern democratic theory, Rousseau became the theoretician of societal sovereignty, which does also not exist.

And the contradiction in his teaching: Education of the individual into the best of its nature, disregarding its role as part of a society, however, at the same time giving itself up into a society that will give the individual back what society or its contract want, not what the individual wants, nor necessarily, what it needs.

When the crowd of the abused realises its abuse, it becomes the good old monster, hidden in every individual’s nature, coming to full development in a crowd, switched on by a mysterious signal, which Elias Canetti attempted to decrypt by his archaeology of „Mass and Power“ for years and years.[xi] The monster rises even at the risk of destroying its own basis of existence.

The „general will“ only becomes reality in a society, all members of which are representatives of this will by their individual thinking and acting, i.e. living representatives of „the law“, its incarnation in individuality.

References


[i] A: Jean-Jacques Rousseau, The Social Contract, A discourse on the Origin of Inequality, and a Discourse on Political Economy, orig. 1762,  Digireads 2005, p.10.

[ii] B: Jean-Jacques Rousseau, Emile, or Treatise on Education, orig. Geneva 1762/63, Anaconda 2010, p. 122.

[iii] B, p. 7

[iv] Immanuel Kant, Was ist Aufklärung?, Berlin. Monatsschr., 1784, 2, p. 481.

[v] A, p. 19

[vi] Rousseau was a racists, as he wrote: „Neither the negroes nor the Laplanders can compete with the Europeans, when it comes to apprehension“ (author’s translation), B, p.47.

[vii] A, p.8, p. 10

[viii] Harper Lee, To Kill a Mockingbird, 1960

[ix] A, p. 19, section 7.

[x] A, p. 32.

[xi] Elias Canetti, Mass and Power, 1960.

Das Geistige an sich

Eine kurze Erörterung alles Seienden und alles Geschehenen

„Das Seiende“ als Existenz ohne Denken im physischen Sinn ist Gegenstand mancher Überlegungen und Aussagen. „Das Geschehene“ betrifft insgesamt „die Geschichte“, auch die Geschichte allen Denkens und Handelns im irdischen Dasein.

Bei allen folgenden Überlegungen ist der Verweis auf „Logik an sich“ nicht hilfreich, denn „Logik“ ist nichts als eine Spiegelung der Funktionsweise des Gehirns und von „an sich“ existierenden Relationen, deren Expression demnach einer Tautologie entsprechen, bestenfalls einer Darstellung in verbaler Form, wie sie unser Denken benutzt und unsere Kultur durch „Schreiben“ und „Rechnen“ als Entitäten der Kommunikation erfunden und entwickelt hat.

Dementsprechend ist die Frage danach sinnvoll, ob Zahlen, ob Rechnen und Mathematik „an sich“ existieren, also auch ohne das Denken eines Menschen, denn ohne Denken gibt es zwar keine Zahlen im Sinne verbaler oder automatischer Denkvorgänge, doch es gibt die Entitäten an sich auch ohne Menschen und ihr Denken: es gibt also einen oder zwei Planeten und eine Milliarde Galaxien,und die als Mathematik bezeichneten Verflechtungen von Entitäten. „Logik“ ist jedoch das menschliche Denken in und nach solchen Kategorien, also das Denken daran, dass 1+1 nur zwei ergeben kann (der Ausdruck davon ist jedoch eine Tautologie, denn diese Entität ist bereits durch sich selbst definiert, eine Tautologie laut Wittgenstein [i]).

Ich stelle die Hypothese auf, dass „das Geistige“ gleichbedeutend ist mit dem Seienden, dem Sein, und ferner, dass ein Unterschied besteht zwischen „dem Sein“ einerseits und „dem Gewahrsein“ andererseits, ebenso wie „dem Sein“ und „dem Dasein“ im Sinne von irdischer Existenz.

Cogito, ergo sum – Descartes meint damit, dass ich bin, wenn oder weil ich denke.

Der Satz ist eine Tautologie.

Descartes irrte damit, denn es sind auch Pflanzen da, sie sind ebenfalls, obwohl sie nicht in unserem Sinne denken. Dies gilt auch für eine komatöse Person.

„Ich bin“ im Sinne von ich bin gewahr und gewahr meines Denkens, ist eine andere Entität. Ich kann zwar auch sagen: Ich bin, weil ich denke; dazu muss ich allerdings eingestehen, dass ich ebenso bin wie andere Wesen wie z.B. Pflanzen ebenso sind, auch wenn sie nicht denken; sie sind also, ungeachtet der Frage, ob sie denken oder nicht. Die Aussage, „cogito, ergo sum“ ist also jedenfalls nutzlos, denn wenn ein Wesen „ist“, auch wenn es nicht denkt, dann „ist“ es auf jeden Fall, auch wenn es nicht denkt. Daher ist auch der Ausdruck eine Tautologie, denn „ich bin“ ist bereits für sich eine Erklärung für „Dasein“, „Hiersein“ oder eben einfach „Sein“, und zwar nicht deshalb, weil ich denke, sondern deshalb, weil ich eben bin. Mit „ich bin“ meint Descartes „ich bin meines Seins gewahr“ (oder einfach nur meines irdischen Daseins). Diese Klärung hat Hacker mit dem Satz konkretisiert: „Only when I am aware that I am aware, am I aware“.[ii]

Monismus vs. Dualismus

Dualismus könnte man verallgemeinernd auch definieren als die These, dass es außer der körperlichen eine geistige Instanz gibt. „Das Geistige“ wird dann im religiösen Kontext als „Seele“ bezeichnet, jenes „Geistige“, das sich nach dem Tod vom Körperlichen trennt bzw. neben der Materie übrigbleibt.

Dieses „Geistige“ kann man – jedenfalls zum Teil – auch als „das Geschehene“ definieren, die Summe aller Ereignisse und Entscheidungen, die sich im Verein mit dem Körperlichen ereigneten. „Das Geschehene“ wir so zu „Geschichte“, den Schichten und Verflechtungen alles Geschehenen, „Geschichte“ Teil der Welt des Geistigen.

Das Geistige eines Menschen während und nach seinem irdischen Leben wäre dementsprechend ein Geist, eine Seele mit Geschichte, der Geschichte der irdischen Erfahrungen und Entscheidungen.

Ich stelle die weitere These auf, dass alles Geschehene, die Geschichte, Teil des Geistigen ist oder es überhaupt – jedenfalls zum Teil – repräsentiert. Ich hypothetisiere ferner, dass dieses „Geistige“, also alles Geschehene, als eigene Instanz existiert. Bei der Feststellung, dass alles Geschehene tatsächlich geschehen sei, handelt es sich um eine weitere Tautologie, denn „Geschichte“ ist damit definiert, dass etwas geschehen ist. Dass dieses „Geschehene“ geschehen ist, ist also fraglos. Entsprechend meiner These existiert sie auf eine nicht definierbare, „geistige“ Weise, so wie auch „das Körperliche“ letztlich auf eine für uns nicht definierbare Weise existiert (die körperliche Existenz verliert sich auf der Suche danach in immer kleineren Partikeln, die letztlich als Wellen, jedenfalls als undefinierbare Erscheinungen mit definierbaren Eigenschaften existieren).

Bedenkt man den einleitenden Verweis auf die Relation von Größen, die wir als Zahlen bezeichnen, und deren aus sich selbst heraus existierenden Relationen, dann folgt daraus, dass auch solche Relationen „an sich“ und für sich existieren, also ohne ein daran im physischen Sinne denkendes Wesen. 

Man kann also diese beiden Kategorien, das „an sich und aus sich selbst heraus“ Existierende wie die Relation von Größen einerseits, und andererseits alles Geschehene, also jegliche Geschichte, somit auch die Geschichte jeglichen Lebens, so auch jeglichen menschlichen Lebens, also jedes Menschen Lebens, zusammen als „Geistiges“, als „die geistige Welt“ oder „die Welt des Geistigen“ bezeichnen, so wie wir die Welt des Körperlichen kennen und beschreiben.

Demnach kann man sich auch vorstellen, dass ein Mensch in seiner geistigen Form existiert, also als die Summe alles Geschehenen, Erlebten, Gedachten, Ersehnten, Bedauerten … „an sich“, unabhängig davon, ob im Zusammenhang mit dem Körper als „Erlebnis- und Erkenntnis-Apparat“. Was bei dieser Vorstellung natürlich wegfällt, ist jegliche Zukunft, weil es ja keine weiteren Erlebnisse und Erkenntnisse mehr geben kann. Man könnte diese „nur geistige“ Existenz also als „Allgegenwärtigkeit des Vergangenen“ bezeichnen. Der Unterschied zu sonstigen kosmischen Erscheinungen beim Menschen wären dessen Entscheidungen. Inwieweit die Entscheidungen in der Gegenwart Künftiges bereits bedingen, also auch Zukunft beinhalten, wage ich hier nicht weiter zu erörtern bis auf wenige Sätze:

Vollkommen unbekannt muss bei dieser Vorstellung bleiben, in welcher Form ein „rein geistiges Gewahrsein“ existieren könnte, also eine alternative Form von unserem „Denken und Erleben im irdischen Dasein“, welche Form von Kommunikation es zwischen diesen einzelnen geistigen Existenzen geben könnte, und in welcher Form wir als solche rein geistigen Existenzen am Leben derer teilnehmen könnten, die eben noch am Leben sind. Eine mögliche Erklärung wäre die Ankunft alles Gewesenen „in der Ewigkeit“ im Augenblick nach einem Ereignis in der Gegenwart, welche Formen der Konstruktion von möglicher, plausibler oder zwingender Zukunft sich aus diesem „in Ewigkeit Seienden“ der Relationen und der Geschichte ergeben könnten, und auf welche Weise uns als geistigen Wesen diese Zusammenhänge klar sein oder werden könnten. An dieser Stelle ergibt sich im Übrigen eine Möglichkeit, auf das Parapsychologische zu verweisen, z.B. auf Propheten und andere Visionäre wie Nostradamus und die Fähigkeit Mancher, künftige Ereignisse als zwingend notwendig zu erkennen.    


[i] Ludwig Wittgenstein, Tractatus Logico-Philosophicus, 1921.

[ii] MR Bennett, PMS Hacker, Philosophical Foundations of Neuroscience, Blackwell 2003.

A New Enlightenment against present liberalism: Democracy’s terminator

Introduction

As a preface and justification, let me begin with trivial definitions, because e.g. Google’s explanation of what liberalism is, makes the stage setting of my critique: their definition expresses an opinion on the education platform number one worldwide for the average intellectual, i.e. those who look beyond the level of social media pribble-prabble:

So what is liberalism on Google?

– “Willingness to respect or accept behaviour or opinions different from one’s own; openness to new ideas”.  –  Let us test this definition on an example: A right-extremist, a pedophile, a killer of a former muslim writer … Is this really the average opinion of today’s people to respect their opinions and behaviour? The stark contradiction to what “the law” – liberal democracy’s rule of law – has to say about such politically correct allegation of its civil society, puts a merciless end to such phantasies anyway.  As an example from the perspective of the political guilde: where is the logic of political parties forbidden due to their “different” opinions, or of speeches in parliaments by extremists with ideas against the common good?

– The further definition: “a political and social philosophy that promotes individual rights, civil liberties, democracy, and free enterprise” remains innocent only, until their repre-sentatives are asked about the responsibility for the consequences of the application of such philosophy, as long as there is no information about the role of social responsi-bility of citizens, of limits to liberties other than what is forbidden by law.  

And on Wikipedia: A speciality of one of their definitions, “freedom of speech”, is, that most of their authors do not dare to openly state their opinions, i.e. their opinions are mostly anonymous, hidden behind secret keywords. Thus, we are talking about “free-dom of secrecy”, not of open speech.

Besides “freedom of speech”, they define liberalism by explanations such as “equality before the law”: i.e. people are press-ganged by anonymous public opinion to trust in a system, the truth behind which they only learn in case of direct involvement: have you ever tried to make use of this equality against a powerful commercial or industrial corporation, or – even the State – take a loan of a couple of millions to pay for half a dozen of attorneys, only to learn, that an army of them sits on the other side? – provided you can afford such endeavour, obviously. Because the reality is, that “equality before the law” exists only for those who have the money to afford this liberal kind of “rule of law”.

And “secularism, and freedom of religion”? What is the answer for citizens of a liberal democratic State, who are members of a religion that proclaims democracy to be in-compatible with their religion?

Many questions arise, and answers a missing for use in real life in the real world.

Nevertheless, I am not going to argue and say that liberalism is obsolete, I will not primarily criticise the philosophy of liberalism and new liberalism per se, but the conse-quences that resulted from them, or better to say of the outcome, namely of the present condition of liberal social systems, in order to justify my statement, that liberalism needs a fundamental correction,  that it requires something like “an upgrade”, as political scien-tist David Altman proposed for renewal of liberal democracy,[i] as both are inseparably linked together anyway. At a second look, however, from a perspective of ethics or social ethics, this change is not just an upgrade, but a renovation or renaissance, call for a very deep-reaching social change.

Having said this, I will not primarily argue against single proponents in earlier or recent literature. I will only give a few general comments related to all or several of them, and I will point at the deplorable and dangerous consequences of what liberalism finally resulted in.

Finally, I will propose – like a number of today’s authors – a New Enlightenment based on New Ethics, resulting in the development of a New Democracy, all of them based on intelligent upbringing of the human social nature, instead of stigmatization, disapproval and incrimination of some of its antisocial aspects (which are anyway self-destructive, because they act against the primary quality of a human being: lifelong dependencies and interdependencies and connections.

The primary problems with liberalism’s outcome

I will attempt to outline, that liberalism and new liberalism as socio-political systems are intrinsically auto-destructive ideologies because they lead to liberation of people from their own socio-ethical sources, towards liberation from each other, even from the edu-cative ideas of liberalism, and I will demonstrate, that political correctness in liberalistic societies is no less fundamentalist than the fundamentalists they doom, despite their claim to be tolerant. From the beginning, liberalism has been caught in a tolerance-trap:

Liberalism’s tolerance-trap

Radical tolerance – or whatever we might want to call it – leads us into Karl Popper’s – and also Bertrand Russell’s [ii] – discussion of Plato’s paradox of tolerance,ii p.92 where he writes in “The open society and its enemies”: We should … claim, in the name of tolerance, the right not to tolerate the intolerant. We should claim that any movement preaching intolerance places itself outside the law, and we should consider incitement to intolerance and persecution as criminal, in the same way as we should consider incitement to murder, or to kidnapping, or to the revival of the slave trade, as criminal”.[iii]As an example from our present situation in Europe, I point to what I call the “Islam-Liberalism-trap”: free reli-gious practice in a liberal democratic state, where muslims claim the promised freedom, however, point to fact that religious practice in their case cannot be separated from their cultural practice in daily life, as well as to the fact, that islam does not allow them to accept democracy as their political system. This trap closes from the liberals’ own side, when they come forward with their values and rules, as US-philosopher Tom Christiano stated: one does not genuinely treat others as equals if one insists on imposing principles on them that they cannot reasonably accept …”.[iv]

Another example is western democracies’ intolerance towards other political systems: democracy is declared the only acceptable system for civilised people. Islam’s prompt reaction has been their so-called “Cairo declaration”, a counter-declaration of human rights to the one of the UN. This new western universalism, represented by Francis Fukuyama at the end of the Cold War in his book “The end of history”,[v] has been fiercefully criticised by Samuel Huntington in his “Clash of Civilizations” [vi]  – the debate has been ongoing until more or less today.

Other examples such as the contradictory development of libertinism versus new puri-tanism (prudishness) seem to be less important at first sight, however, they reflect the deep-reaching confusion and loss of orientation and cultural identity.ii p.183 –  The absurdity of societies’ situation in circumstances such as the increase of social divide as a result of liberalism, as well as the absolutism of “the law” in a liberal world, are even more important: “The Law” has already been a sacred entity in ancient Rome, even a separate goddess – however, only one among quite a big family of gods – by contrast to today, where it has remained the only authority.  –  Finally, the absurdity confronts us, that we claim, in a liberal democratic society, to get our individual freedom protected by the law, while we claim the liberty to refuse to be controlled by the law, whether we ourselves respect the liberal rights of the others – we call this e.g. “data protection”. And as an example of the absurdity of “free speech”, we allow pro-Russian demonstrations while detesting Russia’s war in Ukraine and punishing their people by sanctions – a sad example in present Britain are anti-Monarchy demonstrations during the Queen’s fune-ral ceremonies. Or consider this: on occasion of the riots and islamist attacks in Paris, a group of migrants in Berlin was allowed a demonstration, where a man wearing a mask with the face of Emmanuel Macron was dragged through the streets while protesters shouted „Allahu-Akbar“.

The revolutionisers, from the 16th century on, but finally in the late 18th and 19th century, liberated themselves from religious and aristocratic suppression, but lost orientation. Liberalisation turned away from Kant’s claim for maturity [vii] to unleash our animal creature into individualism, libertinism and hedonism. Liberalism has become the ide-ology of „non-dominance“, a wolf in sheepskin’s clothing with “the rule of law” as the hidden autocratic dominance. It bears the seed of individualism which itself is the seed of self-destruction. Politically correct opinion made liberalism’s justification for being intolerant towards some other opinions turn into their populism. It represents their ill-defined anxiety of a self-devouring power of liberalism in democracy, where it unleashes inimical forces against itself.

Chaos at the end of liberalism and its democracy – or vice versa – is enacted either by uprising (probably ending in autocracy) or luke-warm cultural decline in postmodern-ism:[viii] [ix] [x]

-Ever smaller causes lead to ever more aggressive and fierce battles between groups of those left behind – and police, or groups of contrary beliefs or interests. Just take real note of what happens: think of the protest and actions of opponents against Corona-vaccination. Towards the end, people are becoming each others’ enemies, because they want part of each others’ unlimited freedom, as US-philosopher Jason Brennan also writes: “One of the repugnant features of democracy is that it transfers these people into threats to my well-being. My fellow-citizens exercise power over me in risky and incompe-tent ways. This makes them my civic enemies”.[xi]

-Cultural decline expresses itself in many ways: violence against teachers in schools, not to mention slander in social media, “conscience” becoming a loanword.

-Political liberalism is increasingly unmasked as political weakness and inactivation with politicians on the discrete leading strings of capitalism, and democracy kept as a playground in capitalism’s backyard.ii p.37, p.121 An example from recent news describes today’s reality: Italian politicians did not make their people aware of mid-August 2022 elections, because they did not dare to disturb them in their summer holidays …

-But autocracy may also result from people trying to escape from the liberal chaos: Hungary has recently been declared an “electoral autocracy”.

To avoid definitive chaos and gliding into one of the horror scenarios, the negative conse-quences of liberalism must be identified at their roots, in order to be able to effectively deal with them:

The negative consequences of liberalism

I will therefore summarise the major negativeconsequences of liberalism and new liberalism, in 5 categories, followed by a more detailed discussion of these points, and commence by stating that

1- liberalism is an ideology widely ignoring the real, evolutionary nature of us human social beings – other than that individuals are free to just recklessly and inconside-rately live their creatureness in the sense of “the body needs it”, or “I need it”, irres-pective of possible discomfort caused to, or restriction of the liberty of,  others – wich leads to

2- that liberalism consequently became a phenomenon of social hedonism rather than a new stable social system to replace religious states, monarchies and other autocratic governments, and further to

3 – that liberalism not only allowed – but literally invited – antisocial and anti-environ-ment-capitalism in, with capitalism’s goals acting contrary to the ideology of the common good and tending to end in anarcho-capitalism.

4- Equality vs. freedom: the dilemma of liberalism. Freedom and equality are competi-tors, not companions.

5- Liberalism leaves education behind, and thereby civilisation and culture; it prefers laws and other rules to replace education, it mistrusts the capabilities of the human to become civilized, to learn and to live mutual respect, to become themselves repre-sentatives of an ethic of equal rights.

Ad 1: Liberalism ignores to politically consider social human nature other than by creating a behavioural cage of laws:

The problem with John Locke’s “natural right for freedom” was, that natural rights are misinterpreted as a quasi a priori, instead of being defined as part of a social contract, that the only consequence that got through to people was liberation, from suppression by aristocracy and indoctrination by religious power, liberation which was pursued as freedom from social obligations, and finally from dependencies from each other alto-gether, straight into self-actualization and self-fulfillment, uncoupled from any social bindings, ending in the fashion not to become formal couples any longer, and to give same-sex-couples the same formal status as marriage.

Freedom, liberation, however, was defined as freedom limited only by laws, while education into social behaviour as a citizen and understanding of its usefulness for the individual forthcoming is widely ignored, the same as in political ideology, where  the biological knowledge about factors like ethnical xenophobia and territorialisation ii p. 56 is ignored and called “racism” in politically correct language. Consequently, from a per-spective of liberalistic ideology, the biological reality of spontaneous human behaviour is not allowed and therefore to be stigmatised and even to be legally persecuted: as an example, any xenophobia is distorted and converted in medially supported funda-mentalism into immoral racism, irrespective of the fact that “racism” has originally been an expression reserved to describe the belief in superiority of one race over another, moreover, irrespective of the fact that xenophobia is instinctive behaviour deeply rooted in evolution. Thus, natural spontaneous human behaviour is turned into an allegation of extremism – a position spontaneously rejected by many citizens of these modern liberal democratic states. Right-oriented political parties could hardly believe the favour, libe-ralism has given them, by chasing people from center-oriented parties into their arms.

The behavioural cage of laws and opinions

Liberalism has become the ideology of „Non-dominance“, a wolf in sheepskin’s clothing with “the rule of law” as the hidden autocratic dominance. “The law” is the placeholder for social behaviour due to education, replacing moral rules taught by the behated religion, left behind in freedom.

Freedom of opinion turns out as an illusion of the masses in a  western liberal democracy, in which “liberalism” is defined as  „the freedom to believe what the majority believes, what public opinion allows”,* xi p.77   as Jason Brennan put it. The power of dominating beliefs and rumours of crowds has always dominated in history, irrespective of e.g. the various attempts of emperors and kings to introduce some level of tolerance between ethnic groups, attempts which resulted in even more brutal pogroms. ii p.365 [N153]

Today’s people are thus disoriented, torn between two worlds by living their liberalism if not libertinism, theoretically controlled by law and order as a tamer on the one side, and at the same time living their life in a society of archaic structures of social behaviour, with opinion leaders, underdogs, silent slavery, and of course xenophobia as well as territorialisation.

This schizoid situation has driven liberal societies to the brink. Jason Brennan argues that human societies are more complex than simplistic theories could manage, because societies are dominated by irrational beliefs etc.; xi p.48 economist Brian Caplan goes on to call this “rational irrationality”,[xii] a criticism which sounds more than rational conside-ration of the madness of serious politics regarding nuclear overkill and environmental crisis.

The world has changed too fundamentally thanks to technologies to allow to seek any more support from the founder of liberalism, John Locke. Considering the fact that a human does not even become a human without others, the claim for “natural freedom” needs a considerable amount of explanation and relativisation, ending in the question, to whom the individual actually belongs: to itself or to the society that made it a human.

In any case, enlightenment and its liberalism did not make people free in the sense of Kant’s maturity. Instead, it made them ever more slaves of individual wishes and desires . At best – and this leads us to point two:

Ad 2. Liberalism creates social hedonism: At best, liberalism has led societies into “social hedonism”, where groups of similar individual interests find and fight together –

against other such groups, however, this is more or less exactly the development, the fathers of the US-system tried to avoid. Thus, as  “ … Alexander Hamilton and James Madison made clear in Federalist No.63, the essence of the American Republic would consist in the total exclusion of the people, in their collective capacity, from any share” in the government”.[xiii] The federalists had no sympathy for democracy and people getting engaged with political interest groups, but factions within the federalists became fractions and parties anyway, finally today’s cold war of political parties. The political philosophy of the Federalists, was to control the consequences of human social  – or better to say anti-social – behaviour rather than the causes: “The Law” became the only limitation of personal freedom, and punishment was supposed to be a threat for non-compliance. Socialization/education was not part of the plan. Through their decision, Federalists, the fathers of the US constitution, gave up on man, and his “animal nature” – one needs to be fair, however, and say, that knowledge about our psychic nature from an evolutionary point of view were unknown at that time.  Today’s “Western” movies show the consequences: a world of archaic hierarchies, brachial force replaced by firearms, “The Law” all too often violated by adaptation to the old rules.ii p.393 [N204B] Robespierre – misunderstanding Rousseau’s claim of the individual to himself up to society, announced on the occasion of a speech to the National Convention in 1794: ”nous voulons substituer  … la morale a l’égoisme … “[we want to replace … egoism by moral].13  But, instead of having children socialized into understanding the meaning, moral was made the brutal law of the “Terreur”, the terror regime of the revolution [xiv] – this “terreur” has been detested and rejected by all European nations. Instead, they took over the system exported by the US back into Europe: Thus, liberalism has been working against the common good since the start of revolutions, by turning a confused idea of freedom into social hedonism; here and now, we can see the final stage of this development: nations divided into polarised groups in a cold war of political parties against each other and demonstrating that there is no such thing as a conscious, socially responsive “will of the people”. The latter only comes forward as a cruel biest representing unleashed collective human instinct, expressed as lynch justice and the like, as long as people have not been civilized to a stage of Kantian maturity.

The biologist and social activist Eibl-Eibesfeldt wrote in 1994 in a book entitled “Against a society of mistrust”, that liberalism as the driving force brought democratic societies into “exaggerated individualism and hedonism, embellished as self-realisation”, [xv]  political scientist Ulrich Menzel tried to explain this contradiction as “failed rational cartesian logic”,.[xvi]

 Over time, and thanks to the industrial revolution, aristocracy was quickly replaced by a new ruling party: Capitalism. Which leads to point 3:

Ad 3. Liberalism invited free – ruthless – capitalism in: A collusive system of individual-ism, solipsism down to egocentric hedonism and ruthless capitalism resulted from

the credo of maximal individual freedom – Ruthless exploitation of possibilities, be it environment or other humans, is typical of liberal democratic systems, with a minimum of control of individuals and enterprises, because “freedom” is the primary dogma, or, in other words: in liberalism, we all are now kings! – or at least believe we are. Here, Grayling’s argumentation does not convince me where he supports the opinion of Benjamin Constant with the words: “Freedom means the right to accept only the law and its no longer arbitrary application “. [xvii] In reality, much of what we see in today’s real world comes down to silent, hidden anarcho-capitalism, a system, in which politicians of liberal democracies are held captives by capitalism or are such capitalists themselves, who apply populist strategies to seduce and misguide the masses. Mostly, however, it’s the super-rich with politicians on the leading strings, which points into the direction of anarcho-capitalism: Thus, politics in liberal democratic systems, held captive by capi-talist market economy from the one side, and by the socalled people’s will from the other side, widely held to inactivity, are unable to manage even a certain level of equality, and above all unable to prevent maximal incomes from going through the roof and resulting in a system of capitalistic autocracy or – frankly speaking, oligarchy discretely acting in anonymity – as “anarcho-capitalism”. Individuals and their global enterprises start to grow beyond jurisdiction and towards a take-over of whole states. Look at what happened to space-aviation as one example: half a century ago, a president Kennedy could stimulate his nation’s pride by calling out a run to the moon – today, space flight is in the hands of two private economic giants in the west and of autocratic political systems in the east. Another example: A few years after the Moon-Landing, Aurelio Peccei founded the Club of Rome and brought the start of an environmental crisis to our attention. An industrial giant, EXXON,[xviii] decided to invest in the denial of this environmental crisis and thereby managed to keep the world moving on cars, fuelled by their petrol – what did politics do against this fatal onset of our path towards a global ecological crisis?  –  Capitalist giants meanwhile moved into a number of agenda actually to be controlled by society: they decide which diseases are to be attacked globally, they decide which development countries are to be supported – guess in whose interest.xviii p.89

Towards the final stage of a liberal society, we start to face anarchy caused by private financial giants who interfere with the state’s social systems and activities, acting in a parallel, private government and slowly undermining the state’s subsidiary activity.[xix]

Capitalism thus becomes the gateway for liberal democracy’s way into autocracy or oligarchy: The US recently started to demonstrate, how it works – and this story is ongoing, as we all know.

 This is liberalism’s deadly risk, but only the one from above: there is an equal risk from below, initiated by “the people”, those, who do not understand the consequences of what they believe freedom to be: every strike, every demonstration is a little sign, a little exodus of a group of socalled free citizens, away from their society, their state, into the outside: one of the most significative events of the recent past was the French yellow-vest movement: people vandalised across their country and destroyed many public objects which they had paid with their tax money.ii p.429 [N273] Their goal was more money, their result was destruction of their own resources.

Slogans like “productivity” and “cost-effectiveness” are among the paving stones on liberal democracy’s way to the gulag of capitalism’s global dominance, there, where reality is muffled and hidden by hazy explanations like “quantitave ease” and “neo-classical economy”. This kind of capitalism, unleashed by liberalism, eats the world up together with liberal democracy, first employs politicians for its purposes, then wears and incorporates the state, and finally takes possession of it,[xx] ends up as a despotism of the peoples’ belly, while they might slowly start to realise that they are no longer autonomous, no longer free to choose. Similar dangers pop through from “free press”: look at the Murdoch-empire or Berlusconi.    –   Taken together, we are confronted with open games like the Donald Trump-Story.

Neo-liberalism with a last dream of a possible future pleads to ask people as the “choosers of aims”, what it is that they actual want – in view of divided states with parties in a cold war – and who is going to express which questions anyway, and who is not concerned about the fact that the methodology will again be dealt with by experts? [xxi] Not even mentioning the fact that a collusion of market-advertising and not quite exactly free press /media make sure people are indoctrinated in what their masters want them to want – what else can we all want anyway than things reported and advertised as “sought after”?  –  Why do they not see that they are back at the beginning of enlightenment, or at least to the moment when Kant expressed his call for maturity  … immediately followed by concerns about the dangers brought about by the “masters” of public opinion?

Neo-liberalism, the protagonist of free capitalism, free multi-ethnic and multi-cultural society, and of the privatization of State-institutions, has allowed the democratic State to be degraded to the level of a business, whereby the rule of capitalism dominates modern democratic politics. Politicians have become businessmen, or employers, or the hidden employees of businessmen (as German politicians were repeatedly blamed for being, in respect to their car industry). Colin Crouch, post-democracy protagonist, criticizes: „As much as economy depends … on the State, it may equally influence politics on the other side. In a democracy, wealth can hardly be prevented from having an influence on politics. … The ideological victory of neo-liberalism resulted in us being by far too dependent on an eco-nomy which is itself only in part dictated by the market, however, much more by corpo-rations. …. These developments become a problem not only for democracy, but also for the market economy.” [xxii]

Liberalists like US-political scientist Yasha Mounk remain neo-liberalists as long as they do not decidedly propose measures against social divide. What, otherwise, should be the meaning of e.g. “The first lesson is the great importance of unity”.[xxiii] I agree, but unity never comes at the beginning, unity is a final achievement. Modern democracy, even during its best days, has never been a unity of “the people”, but a conflict of classes, carried out in a cold war of parties – not to speak of the conflicts between people of different cultural backgrounds or ethnicities.[xxiv] p.189, [xxv]

Meanwhile, unregulated capitalism starts to be criticised, e.g. by economist and Nobel prize winner Joseph Stiglitz (*1943) ,A263 and called “market-fundamentalism”, even by billionairs like George Soros – its back to John Maynard Keynes’ control of the all too free markets.ii p.398 [N214] –  New liberalism now stands exposed as an ideology of supporting brutal capitalism and of the naïve belief in globalisation and eternal economic growth. Neo-liberal politics started flighting the elite-theory as a danger similar to oligarchy and autocracy; meanwhile, it is confronted with failed liberal strategies like privatisation and the “slim state” – they are no longer “the right thing to do”: think of the Carillion-affair in Britain as an example, and of the call for re-nationalisation of enterprises of public inter-est like railways, mail service, water- and energy supply, aviation-control etc.ii p.215 Theo-retically, thus, its back from Milton Friedman to a neo- Keynes-ianism of state control of market economy, away from post-war free market economy.

In today’s real life, the situation is unchanged: As a consequence of the rise of liberated economy and its powerful repercussion on democratic politics, equal access to education and quality of life are similarly distorted as are equal rights in jurisdiction, and politics themselves became kidnapped and captives of a corporatocracy.

Ad 4. Equality vs. freedom: the dilemma of liberalism.

Equality was proclaimed in revolutions together with freedom, however not effec-tively included in a new social order: What means freedom in the light of equality, or in

other words, how much freedom is there, if one takes equality into consideration? The problem resulting from an attitude of maximal possible freedom, at the core of liberal-ism, is, that it comes without a real so to say social contract with “equality”: freedom and equality, are competitors, not companions. As a consequence, in an unregulated system, the more freedom an individual takes, the more it takes away from the others and thereby reduces equality.

We will have to see and understand, that Rousseau’s expectation will not come true, by which “ … instead of destroying natural inequalities, the fundamental compact substitutes, for such physical inequality as nature may have set up between men, an equality that is moral and legitimate, and that men, who may be unequal in strength or intelligence, become every one equal by convention and legal right …” [xxvi] – it will not come true other than by education into the comprehension and insight, that freedom and equality are constantly not quite yet at war with each other, as Kant expressed it (as “the state of peace between men, who are living side by side, is not a natural state”, however, “not quite yet at war with each other”, [xxvii]  K17; thus, education into  comprehension / insight and lenience would be required. By contrast, today, “The law” is the placeholder for social behaviour due to education, replacing moral rules taught by the behated religion, left behind on the way into freedom.  – Instead of the allowance to do whatever is not forbidden, “freedom” could be defined as freeing from political suppression, however, not from social depen-dencies and obligations.

The understanding of this essential circumstance ist not only not part of education, it is also not part of social practice in daily life  – this brings us to point five about education into understanding anti-social effects in order to be able to control them:

Ad 5- Liberalism leaves education behind: Children are today guided into a self-destructive system in three ways: 1- left alone with their instinctive egocentric

nature, 2- habituated into the life and culture of their parent generation, people, who are also not educated nor practicing a culture of equal freedoms, which would be a behaviour of individual self-restriction in the interest of the freedoms of the others,xxiv p.160 and 3- exposed to ruthless commercial advertising:

US-writer Neil Postman reports .[xxviii] p.47 that „in 1995, american children spent 5000 hours in front of TV, before even their first year in school, and 19000 hours at the end of high school, and that they have seen 600 000 advertisement spots by the age of 20“.*xxviii p.63 Postman also confirms my critique of product advertising as a prime modern educational tool:ii p.238 Beyond the goal, to make them consumers, there is only very little, that this civilization is willing to do for children “. xxviii p.158

Undoubtedly, education is one of the most dangerous corners of modern liberal society, where education has literally become an imposition, where adults follow their dream of self-realisation while putting their offsprings into all-day-care – a behaviour which reminds of the reports of Claude Lévi- Strauss [xxix] from his experience with people in the Amazone.

In summary, liberalists seem to believe that it is worth to defend and to uphold liberal democracy despite all criticism and concerns, in a battle against corruption and popul-ism, blinded and deaf against their own populism, social divide and anti-social behaviour towards the environment and nations they exploit in neo-colonialism.  –  Where is liberal society with improved vertical mobility in a world where the rich support universities with multi-millions and have their children enter the most prestigious universities through a side door?

I called the liberal kind of radical freedom and individualism the “terminator of liberal democracy”.[xxx] Similarly, David Cameron had called this kind of British society a “broken society”.[xxxi]  Billionaires therein are not getting saturated, but neurotically anxious if they loose one of their billions; but they strive for global dominance in the sense of Elias Canetti’s vision and comparison between paranoid world leaders and patients with paranoia.[xxxii] On the other side of society, underprivileged young people, who fall criminal, have not been and are not properly brought up and educated, but further incriminated, publicly insulted as sleaze of society to make sure they will never come back intosociety. The 10 percent or so of people left behind by society, are securely left there –  that nobody will be left behind, is a political lie.

The state, the political country, grows increasingly lonely, an undefended, open space. The tragedy for liberals in this development seems to be, that they are not aware of the fact, that states only exist, as long as they are populated by a human culture, a society held together by a feeling of common identity, the individuals of which understand that their “common good” is, what they themselves contribute. Individualism draws into the opposite direction, it represents a society breaking apart due to their lack of binding capacity  [xxxiii], xxxi p.243 [141] However, there is no human life without society-  Claude Lévi-Strauss described the scenario in “Tristes Tropiques“:[xxxiv] The individual emigrating from society into individual hedonism leaves offsprings behind without orientation – the dramatic increase in psychic problems – not only since or due to Corona – is a shrill war-ning signal in modern western societies, which remains overheard, just like the hazy clouding from environmental neglect is hardly noticed.

Thus, we have to admit in view of this last dream of the French revolution: we are not free. The dream is over. We urgently need to wake up into a new era of enlightenment. I will address it in third part of this essay:

A New Enlightenment

If “Enlightenment” has been awareness, i.e. becoming aware of what exists and happens around us beyond dreams, illusions and epiphany, the New Enlightenment should be to see reason, to draw the consequences of our observations and discoveries, to take on and really execute the necessary actions for the sake of survival. There are, however, not only the entities discussed 250 years or so ago, not only to overcome “immaturity”.[1] New challenges have arisen since, of which mankind got aware, however, we are allowed to mention as an initial excuse and exoneration, that they occurred  only during our lifetime  – the four major issues in my view are:

-the environmental damages we are inducing into the biosphere and earth as a whole: it  was around 1960 that Aurelio Peccei from Rome start his initiative called the “Club of Rome”, which elicited the discoveries of the Meadows’ couple and of further research-ers. Instead of immediate amendment of our technologies, however, the data were denied and ignored, and Capra’s “New Age” [xxxv] provoked more superstition than reason.xxiv p.151 The New Enlightenment therefore needs us to step down from the pedestal of the masters of the world and get back in file amidst the other creatures of the biosphere, considering the fact that we are part of, and dependent on, the socalled environment (where all the other humans are part of for any individual). Despite the fact that decades have been lost for timely preventive measures, we must acknow-ledge how short the time distance is between our getting aware of the problem – and today, for immediate adequate behavioural adjustments. The second, and equally important issue has made a similar time-course:

-It is the awareness of our actual nature, I am talking about, of us being conscious, potent-ially self-aware creatures, yet creatures derived from the evolution of animals. It took some 100 years from Charles Darwin’s publication, until the awareness that we are somehow descendents of apes has arrived in the last corners even of Europe. And it is just about 50 years ago that Sigmund Freud’s so to say discovery of our “unconscious” provoked this fashion of having oneself analysed by a psychologist or psychiatric physician. And ever more detailed knowledge about the nature of our self-aware ego keeps accumulating in our present time – about 100 years ago, people in academia ridiculed Freud for his allegations, and chased him from his “Alma Mater”, the university of Vienna.

The deficient awareness of our true nature and origin – not as children of God and creatures by mere immediate creation -, but by evolution through all the living beings on earth, has seduced us over and again to develop ideologies widely ignoring and stigmatising our animal nature, the physiological evolution of which has made us into creatures mostly living spontaneously, which means instinctively, automatically, based on, or better to say effectuated by, our socalled vegetative nervous and hor-monal systems, not to speak of the time lag between our brain’s initiation of activity and our becoming aware of it (see Benjamin Libet’s experiments ii p.89 and the culmination of this post-modern movement in  Sternberg’s “My brain made me do it” [xxxvi]). There, the New Enlightenment’s goal will have to be to re-invent education of descendents into society, considering the introduction of strategies to trick out anti-social behavioural patterns, and to make them understand the meaning and even opportunistic usefulness, not to say profitableness, of the New-Old-Ethics of the “Golden rule”:

– The deficient awareness of the conflict between freedom and equality, which needs to be solved by education into a deeper insight of our interdependencies as social beings, to make them understand the meaning and even opportunistic usefulness, not to say profitableness, of the New-Old-Ethics of all world religions and ethical systems such as the “Golden rule”, the Christian altruism, i.e. reciprocal altruism as a common ethos: We need to finally consider the fact that there is a consequence to be taken from the awareness that it is necessary – especially in the long run – to leave the “Others” the same freedoms and accesses to options we demand for ourselves, if we want to get them realised in peace for ourselves,  – to keep peace, we need to leave each other equal dignity, freedom and access to goods. Reciprocally altruistic citizens as a result of this fundamental change will result in themselves being representatives of these ethical principles, by having understood that their freedom is halved by their aware-ness of equal freedom, rights and dignity of all the others, as an incarnation of equal rights for the reason of self-interest, i.e. self-defense of their equal rights. Reciprocally altruistic citizens, as a result of this fundamental change, will thus result in themselves becoming an incarnation of these ethical principles, by having understood that their freedom is halved by their awareness of equal freedom, rights and dignity of all the others.

– From a global perspective, New Enlightenment’s goal will have to be the insight, that the same ethical principles hold for inter-national as for inter-individual behaviour. This insight includes to admit, that not only belief in eternal economic growth is fatally illusionary, but also that any economic growth represents two challenges:  a) competition is an expression of a cold war between groups of interest, and b) above all, it represents an attempt to hold developing countries on a sufficiently low level to  keep them dependent on the growing western markets. One indirect sign of this modern version of slavery in neo-colonialism is the auto-destructive fashion of making countries like China and India the dirty production sites for cheap goods thanks to low-wage production. Billionaires in India and Chinese state-capitalism do not annihilate the fact that billions of people live in poverty there, with the liberal West administering their poverty.

External causes – not internal change – are now starting to reflect the West’s fatal illusionary path towards the abyss. However, this development also points to possibilities, how to turn away from self-destruction in the last minute: war and pandemic demonstrate the downside of capitalist globalisation, provoking first calls for self-reliance of production (re-autarchy xxiv); shortages force people to reduce consumption, to step down from thoughtless consumerism and waste of energy and resources. Thus, the liberal West will have to learn to take itself back as consumers, as neo-colonialists, to finally accept its former colonies, and any different civilisation /different cultural basis as equal, with all the ethical principles being applicable from the inter-individual level.

Attempt of a summary of my critique

Even if I give you now the impression of putting the cart before the horse, I want to end by going back to the beginning to give you a definitive reason for a “New Enlightenment”: An expression is a description of a relation between an observation and a thinker’s mind, i.e. a construct.  Natural rights such as freedom as defined by John Locke represent the assumption of an a priori, i.e. the assumption of rights to exist before life exists, not to speak of man. One could, in Locke’s work, replace „natural“ by „equal“, i.e. his right for life is „natural“, because it is equally given to everyone, which means that no one can take it away from the other without introducing inequality. I understand their work as an expression of the courage to state that all men, irrespective of their background, in a society should have an equal right for life, and an equal amount of freedom. The latter is to be understood as a liberation from suppression of one social class by another, not primarily to describe the liberation of individuals from each other within one class. I consider this the core issue and problem of a misunderstanding which has been transported by the 18th and 19th century revolutions up until our era and now presents itself as the downside of liberalism. The reason for this development in my under-standing is, that the mass of people, liberated from suppression by revolution, did not develop a new social order, which would from then on follow the principle of equality. The only entity developed and praised was freedom, i.e. liberty, developed into a new social ideology: liberalism. In this process, the entity of equality has been widely ignored, although it was clear, that freedoms of individuals would start to limit each other, in a chaotic manner ending every individuals becoming every other‘ enemy in their attempt to maximise freedom in „self-realisation“. The end of liberalism must therefore stand at the beginning of a New Enlightenment, the goal of which will have to be every citizen’s awareness of equal fundamental rights limiting individual freedom. It is this awareness, which will enable societies to turn upside down by making citizens themselves the representatives of their equal rights: their understanding of the fact, that equal right can only become reality by every individual limiting its freedom by half, giving the other half away to the others, in order to guarantee equality of rights. Citizens turn into the epitomi-sation/ incarnation of equal rights for the reason of self-interest, i.e. self-defense of their equal rights. Consequently, citizens may turn into reciprocally altruistic individuals even for opportunistic reasons. This process my result in a new social order, which would, however, depend on a forgotten precondition of civilization: education, or upbringing as a citizen, i.e. of a social being. The mind-body „problem“ is the core challenge of this introduction into society or “social education”: „Individualism“, the other extreme, is the end-result of the development of an instinct-driven creature which instrumentalises the conscious human mind. Liberalism empowers anti-social egocentric behaviour. “Social education” aims at teaching young humans the understanding of the self-harming consequences of egocentricity and anti-social behaviour altogether, because it comes back as the freedom of others to do the same to oneself. The insight and understanding of this potentially self-harming process is the beginning of the readiness to learn strategies to outsmart anti-social, egocentric behaviour as a guarantee for the own safety in society. Obviously, such overturn of society from one of mistrust into one of trust as a prerequisite may depend either on efforts over generations, or on an elementary event such as an outside inimical power uniting people in trust.

Democracy is the dishonest product of liberalism: it was introduced in the USA starting with a republic which tried to prevent democracy, however, was unable to hold the dam against the development of factions, resulting in fractions, ending in rivalry between gangs fighting for their understanding of freedom, often cheating because of the lack of an ideology of equality. The endpoint of this development is liberal democracy, where contradictions and absurdities of the construct of democracy are arriving at their peak, and towards the end of democracy altogether.

With the previous opinion in mind, it becomes clear that Rawles‘ experiment had to fail in absence of an ideology of equality realised in education.

Seen from a general perspective of the biosphere, there is no such thing as a right; there are only interdependencies, actions causing consequences depending on the interconn-ections. Our developing awareness of food-chains is the explanatory. Liberalism, guiding people into individualism, away from society and social responsibilities, is also the driving force away from considering man’s integration into, and dependency from, the interconnection of the complex meshwork of the biosphere. A New Enlightenment therefore aims at developing the awareness of dependencies not only from each other but from the environment as a whole.

Upgrading liberalism

And here are some of my ideas for an amendment of liberalism, summarised in 5 points:

1- To state that any “right” is part of a social contract.[2] New Enlightenment needs to convey the insight that the limit to liberty is the equal right and dignity of the others. Equality thus defines the limitations of liberty; and, equal rights halve individual liberty.[3]

2- One could, in Locke’s work, replace „natural rights“ +as a quasi a priori  –  by „equal rights“ as a social contract.

3-Liberty as a right is therefore one, but not the fundamental principle to order social life besides the law;[4] freedom comes at an equal rank with social responsibility, obli-gations and equality.

4- Equal rights can only become reality by every individual limiting its freedom by half, giving the other half away to the others – by contrast to Rousseau, in order to guarantee equality of rights.

 5- A New Enlightenment therefore aims at developing the awareness of dependencies not only from each other but from the environment as a whole. A New Enlightenment is needed to amend present liberalism by this new understanding of “freedom”.


[1] an expression which does not really cover the meaning of the German “Unmündigkeit” in Kant’s call for “Aufklärung”- Enlightenment: instead, it means a kind of dependency on others, like little children, or nonage at the other end of life, when our children think that we are no longer masters of our senses, not certifiably sane, “non compos mentis”, i.e. unable to take respon-sibility for one’s own actions.

[2] A “right” is a human intellectual entity, it is a definition in a relation between people; therefore, there can be no right without such relation; consequently, a right can only be a social convention / contract such as Rousseau’s social contract, not a “natural” phenomenon or even an a priori.

[3] The limit to liberty is the equal right and dignity of the others. Equality thus defines the limitations of liberty; and, equal rights halve liberty

[4] Justice is a means of social order, e.g. to guarantee equal rights; therefore, rights are administered by justice, not by nature


[i] D. Altman, Citizenship and Contemporary Direct Democracy, Cambridge Univ. Press 2019, p. 212.

[ii] Ref. in L.M. Auer, Human Nature vs. Democracy, BoD 2019, p. 37

[iii] K. Popper, The Open Society and its Enemies, Routledge 2011 (1945), p. 581.

[iv] Tom Christiano, Democracy,  The Stanford Encyclopedia of Philosophy,   https://plato.stanford.edu/entries/democracy/ retrieved on 09/15/2017

[v] F. Fukuyama, The End of History and the Last Man, Free Press 2006.

[vi] S.P. Huntington, The clash of Civilizations and the Remaking of World Order, The Free Press 2002 (Simon & Schuster 1997)

[vii] I. Kant, Was ist Aufklärung, Berlinische Monatsschrift. Dezember-Heft 1784.

[viii] H.A. Meynell, Postmodernism and the New Enlightenment, Catholic University of America Press 1999 (orig. partly 1995).

[ix] A.Landwehr, S.Stockhorst, Einführung in die Europäische Kulturgeschichte, UTB, Verlag Schöningh 2004, p. 74.

[x] LM Auer, Kommentare zu Europa. Wunsch, Wahn und Wirklichkeit, Eine Trilogie, vol. III, BoD 2022, p. 82 (K22b)

[xi] J. Brennan, Against democracy, Princeton Univ.Press 2017, p. 245.

[xii] B. Caplan, The myth of the rational voter: why democracies choose bad policies. Princeton Univ. Press 2007.

[xiii] Y. Mounk, The People vs. Democracy. Why our freedom is in danger, and how to save it. Harvard Univ. Press 2018, ref. to in LM Auer, Human Nature vs. Democracy, BoD 2019, p.317 (N36) 

[xiv] H. Vorländer, Demokratie, Verlag Beck 2010 (orig. 2003)

[xv] I. Eibl-Eibesfeldt, Wider die Misstrauensgesellschaft. Streitschrift für eine bessere Zukunft. Piper 1994, p. 17.

[xvi] U. Menzel, Globalisierung versus Fragmentierung, Suhrkamp 2002, p. 25.

[xvii] A.C. Grayling, Democracy and its crisis, Oneworld 2017, p. 90.

[xviii] LM Auer, Europa, Wunsch, Wahn und Wirklichkeit, Eine Trilogie, vol. III, LIT 2022, p.228

[xix] L.M. Auer, Subsidiarität, in Kommentare zu Mensch und Demokratie, 2020, E31, and Human Nature vs. Democracy, BoD 2019, p.394 [N204D]

[xx] D. Dettling, Neo-Politik: die Neu-Erfindung der Demokratie, , article by Zukunftsinstitut 2017, https://www.zukunftsinstitut.de/

[xxi] T. Christiano, The Rule of the Many: Fundamental Issues in Democratic Theory, Westview Press 1996.

[xxii] C. Crouch, The Strange Non-Death of Neoliberalism, Polity 2011, Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus, Postdemokratie II, transl. by F. Jakubzik, Suhrkamp 2011, p. 74 ff. and p. 227 f, ref., in H. Vorländer, Demokratie. Informationen zur Politischen Bildung 284, Bundeszentrale für politische Bildung 2013, http://www.bpb_izpb_284_demokratie_

[xxiii] Y. Mounk, The People vs. Democracy. Harvard Univ. Press 2018, p. 190.

[xxiv] LM Auer, Europa, Wunsch, Wahn und Wirklichkeit, Eine Trilogie, vol. III, LIT 2022.

[xxv] LM Auer, Europa, Wunsch, Wahn und Wirklichkeit, Eine Trilogie, vol. II, chapter 6, LIT 2021.

[xxvi] Jean-Jacques Rousseau, The Social Contract. Digireads 2005, p. 12.

[xxvii] I. Kant, Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf, 1795. Kant Werke Bd 11, p. 204,  http://www.gutenberg.org/files/46873/46873-h/46873-h.htm.

[xxviii] N. Postman, Eine zweite Aufklärung, Berlin Verlag 2000.

[xxix] Claude Lévi-Strauss,  Tristes Tropiques, Plon 1955

[xxx] LM Auer, Mensch und Demokratie, LIT 2021, p.116

[xxxi] K. Davidson, Education: from meritocracy to mediocracy: Progress since 1945. Kindle edition 2016

[xxxii] LM Auer,  Canetti, Masse, Macht und Paranoia, in: Kommentare zu Mensch und Demokratie, BoD 2021, p. 27(E10).

[xxxiii] L.M. Auer, Ur-Vertrauen und soziale Bindungen, in Kommentare zu Mensch und Demokratie, BoD 2020, p. 36 (E12).

[xxxiv] Claude Lévi-Strauss, Traurige Tropen, Kiepenheuer & Wiltsch 1982 ( Tristes Tropiques, Plon 1955).

[xxxv] F. Capra, e.g. Wendezeit, Bausteine für ein neues Weltbild, Knaur 1999

[xxxvi] E.J. Sternberg, My Brain made me do it, Prometheus 2010.

Part of this text was used for a presentation to PhilSoc-Oxford on 17 September 2022, entitled “Liberalism is Enlightenment misunderstood”, and for the respective short written contribution.

Single parts of text are taken from my books as referred to in the list of references.

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