oder
Wie wir zu wissen glauben
Von Ludwig M. Auer
An die 90% der US-Amerikaner halten die Darwinsche Evolutionstheorie für unglaubwürdig;[1] etwa die Hälfte der Erwachsenen davon glauben nach einer Studie des Gallup-Institute daran, dass Universum, Erde und Menschen innerhalb der letzten 10.000 Jahre entstanden seien,[2] von Gott erschaffen in sieben Tagen. „Die Tage waren halt damals länger“; aus einem anderen Interview mit einer Teilnehmerin am Jahrestreffen der Evangelikalen: „Ich hatte es jahrelang mit Drogen versucht, aber das konnte mich nicht so ganz überzeugen. Aber jetzt habe ich ja Jesus“.[3] Hat jemand gelernt aus Karl Marx’s Ausspruch, zugespitzt von Lenin,[4] nicht nur dagegen in Gottähnlichkeitswahn opponiert? Jedenfalls hat sogar Papst Johannes Paul II. 1996 die Vereinbarkeit der Evolutionstheorie mit dem christlichen Glauben verkündet.{25]
Von einem „Einandernahesein“ von Dichtung und Forschung sprach Thomas Mann, aber von der Abhängigkeit der Letzteren von der Philosophie: „Ich glaube, daß tatsächlich die Philosophie den Naturwissenschaften vor- und übergeordnet ist und daß alle Methodik und Exaktheit im Dienst ihres geistesgeschichtlichen Willens steht. Zuletzt handelt es sich immer um das Quod erat demonstrandum. Die Voraussetzungslosigkeit der Wissenschaft ist ein moralisches Faktum oder sollte es sein. Geistig gesehen, ist sie wahrscheinlich das, was [Sigmund] Freud eine Illusion nennt. Die Sache auf die Spitze zu stellen, könnte man sagen, die Wissenschaft habe nie eine Entdeckung gemacht, zu der sie nicht von der Philosophie autorisiert und angewiesen gewesen wäre“. Dazu weist Thomas Mann auch auf Worte des Freud-Schülers CG Jung hin, wonach „der Geber aller Gegebenheiten in uns selber wohnt“, und dass „die Welt aus dem Wesen der Seele gegeben wird“, ferner, dass „auch die Götter zu den ‚Gegebenheiten‘ gehören, die der Seele entstammen und mit ihr eins sind“.[5]
Auch der Drang zum „quod erat demonstrandum“ kommt also nicht aus der Philosophie: beide, Dichtung und Forschung beziehen ihre Eingebungen aus einem beiden gemeinsamen Quell, dem geistesgeschichtlichen Willen jenseits der Philosophie, Willen, den Manche auch der menschlichen Seele entwachsen meinen.
Was also ist es, das wir wissen? Das, was uns unsere Sinne zeigen, das wir sehen, hören, erduften, ertasten, oder was wir erdenken, erfühlen, erahnen, um es dann bestätigt zu finden durch unsere forschenden Grabungen im Gewesenen, im virtuellen Augenblick des im Jetzt Aufblitzenden? Ist dieses Wissen der Inhalt unserer Überzeugtheit,[6] unseres Wiedererkennens, unseres Könnens?
Der Ausdruck „wie wir wissen“ versteht sich auf zweierlei Weise: zum einen als Überschrift zur Erklärung von Bau und Funktionsweise der Organe, mit deren Hilfe wir erlernen und praktizieren, was wir „Wissen“ nennen; zum Beispiel: ich weiß es, denn ich sehe es vor mir. Zum anderen dient er als Bezeichnung für eine soziale Übereinkunft im Sinne von: „wie wir Alle wissen“, zum Beispiel „heute ist der zweite Mai“, oder, „die Sonne geht außer an den Polen im Osten auf und im Westen unter“. – Der Untertitel macht klar, dass ich eigentlich die zweite Bedeutung missbrauche, um im Sinne der Sokrates zugeschriebenen Überzeugung in die Gegenrichtung zu gehen und darauf hinzuweisen, dass wir in Wahrheit nur wissen, dass wir nichts sicher wissen können, jedenfalls nicht ohne vorangestellte Einschränkung. Worin aber besteht denn unser Wissen, also eine Gewissheit, dass etwas sich so verhält und nicht anders, vorausgesetzt wir sagen beispielsweise: ich weiß, dass mein Auto vor der Tür steht, außer es hat es inzwischen jemand gestohlen (ausgenommen davon bleiben selbstverständlich theoretische Definitionen, wie etwa: Paris ist die Hauptstadt von Frankreich)? Und vor allem; wie verhält es sich mit unserem Wissen, dem Grad unserer Gewissheit also, wenn es um die Front dessen geht, was wir mit unserer Erkenntnisfähigkeit erreichen können – was wissen wir über den Grenzbereich, die Außenposten unserer Wissenswelt, von der Herkunft und Zusammensetzung von Materie, von Entstehung und Form des Kosmos, von der Entstehung von Leben? Was also wissen wir von den Eckpfeilern unseres Weltbildes, die das Zelt unserer Verständniswelt aufgespannt halten über Heringe in einem Boden, den wir als einfach vorbestehend voraussetzen müssen, gehalten mit Zeltschnüren unserer Thesen und Theorien, ohne deren Funktion unser Wissen über die Welt als Ganzes, nicht nur unsere kleine Alltagswelt (ich nenne sie die Mittelwelt), in sich zusammenfallen würde, uns unseres geistigen Zuhause beraubt, unter freiem Himmel, ohne den vertrauten Boden unter den Füßen?
Gehen wir also auf die Suche danach, nach diesem Wissen an den Grenzen des Wissbaren, beginnend ganz unten, im Kleinsten, dann nach ganz oben, im Fernsten der Jahrmilliarden, und zuletzt dazwischen bei uns selbst, als Repräsentanten des dritten Phänomens unserer Wissensbegehrlichkeit: dem Leben, das durch uns seiner selbst – und des Ganzen – gewahr wurde:
Der Blick nach unten:
Was Philosophen zuerst für sich beanspruchten, die Erkenntnis des Kleinsten, Unteilbaren, des Atoms, zerbarst unter dem Blick des modernen Forschers in eine Unzahl schwirrender, zitternder, drehender Teilchen, nein Wellen, oder doch wieder Teilchen?: Sie umtanzen uns kichernd, aufblinkend zum Fang auffordernd, rufen Namen, die uns in ihrer Vielzahl umherschwebend verwirren: schon auch Elektron und Neutron und Proton, ja, aber dann als Quanten, Quäntchen oder Quantenschaum, Fermion, als Bosonenhorde giksend, als Gluon, Positron, Quarks, Neutrino, Graviton, Gravitino, als 20-fache Fata Morgana des Quasi-Teilchens; und als Primadonna in der Mitte der Tanzenden das Photon: es saust, beugt sich und bricht, saust weiter, überholt sich selbst in Zeitlosigkeit, ist gleichzeitig überall und nirgends. Sie betören und narren uns wie Elfen in der Walpurgisnacht, nur um uns plötzlich wie des Morgens aus tiefem, seltsamem Traum aufwachen zu lassen in unserer Mittelwelt, am Erdboden liegend, der blaue Himmel über uns, die Wolken, Wald und Wiesen, und Städte, und viele, viele kleine und große Lebewesen, die nichts von alledem wissen wollen, noch glauben können. Nüchtern beschreiben die Physiker das Treiben als „Verschränkung“ und „Nichtlokalität“, binden es zusammen in ihre Theorien, von Superstring- bis M-Theorie, in der ihnen endgültig alle diese Teilchen zwischen den Fingern entkommen zu Nur-noch-Energie, Nur-noch-Information oder Nur-noch-Eigenschaften. Geblendet von der Faszination sehen sie nicht, dass sie am Tor zum Verlassen unserer Weltwirklichkeit stehen, am Rande des Diesseits, also am Rande des Jenseits, dort, wo es dann eben in der Tat nur noch Zeitlosigkeit gibt, und Raumlosigkeit. – Bleiben wir also gleich mit den Physikern liegen in diesem Wachtraum von der angeblichen Wirklichkeit dieser kleinsten Teilchen oder wie auch immer wir sie nennen sollen, verwirrt ob deren Präsenz in unserer Raumzeit trotz ihrer Raumzeitlosigkeit. Beraubt der Absolutheit und Orientierung unserer Erlebniswelt liegen wir, angesteckt von der Faszination der Physiker, der Mittelwelt entfremdet in unserem bohrenden Drang, zu wissen, die Verquickungen und Vernetzungen zu verstehen, kopfschüttelnd belächelt von den in ihrem Alltag an uns Vorbeigehenden, gar verlacht ob unserer Überzeugtheit von der gar so unwirklich sich gebärdenden Wirklichkeit des Traumlandes dort drunten. Dabei hatte schon Albert Einstein keinen Stein am anderen gelassen, die starre Absolutheit unserer raumzeitlichen Vorstellungswelt in dimensionslose Relativität verbogen und Dalis Uhr über die Tischkante hängen gemacht. Aber selbst sein eigentlich unerschütterlicher Glaube an die eine, letzte, Absolutheit wurde ihm gleich wieder genommen angesichts des geheimnisvollen Tanzes der Photonen, die sich an die Absolutheit der Lichtgeschwindigkeit nicht zu halten scheinen und damit allem vernünftigen Denken über die Zusammensetzung der Welt im Kleinsten den Boden unter den Füßen endgültig wegzogen. – Bleiben wir also liegen, warten wir bis zum Abend, und wenden wir den Blick zu den Sternen, die ja in ihrem Kleinsten auch nur aus Demselben sich zusammensetzen können: vielleicht verraten sie uns ihre – und damit unsere – Natur, ihren Ursprung, ihre Herkunft gar, wenn wir auf dem Weg durch den Weltraum gleichzeitig den Weg durch die Zeit nehmen, zurück zu …. einem Anfang?:
Der Blick nach oben:
Zuerst bemerkten die Menschen der Wüste die gemeinsame Bewegung der Sterne, und, dass Einzelne davon, die Planeten, sich gesondert fortbewegen, in unterschiedlichem Tempo dazu, auf der Bahn von Sonne und Mond, allesamt den Polarstern umkreisend. Die Anfänge von alledem verloren sich in Mythen von Urmeer und umgebenden Elementen, nicht nur dem Wasser und der Erde, auch der Luft und dem Feuer. Schon diese Menschen kannten die Milchstraße – dass sie eine Galaxie ist, ein scheibenförmiger Sternenwirbel, wissen wir Menschen allerdings erst seit gerade mal 100 Jahren, ursprünglich des Glaubens, es gäbe nur diese eine. Kurz danach folgte die Entdeckung des Andromedanebels als zweite Galaxie, gefolgt von Hubbels Entdeckung, dass es davon „ganz viele“ geben müsse. Heute „wissen“ wir, dass es im Bereich des für uns Erkundbaren mehrere hundert Milliarden sein müssen, jedenfalls mussten, damals, als das Licht von ihnen weg zu uns zu wandern begann. Seither wissen wir, dass die Mehrzahl der am Himmel für uns sichtbaren Sterne Galaxien sind. Und wir „wissen“, dass das alles wie in einer Explosion auseinanderstrebt, weg von einer Mitte, die keine Mitte ist, weil es keine gibt. Auch unser Wissen explodiert, hinaus in Bereiche, zu denen Philosophen milde lächelnd und mahnend den Finger heben, erinnernd an sie als Ausgangspunkt all dieses Suchens: Physiker, geblendet schon von ihren Entdeckungen da unten am Tor zum Jenseits, finden sich nun dort oben wieder am selben Tor, wenden sich ungläubig um nach unten, blicken wieder nach oben, verlustig der Orientierung, wo nun unten und wo oben sei. Sie hatten zuerst rückgerechnet, zu einem Beginn, der als „Urknall“ in aller Munde ist, hatten die Entstehung des Kosmos im Detail beschrieben und gezeichnet, wann der Herr es in der Bibel licht werden ließ, wann die ersten Sterne und Galaxien entstanden sein mussten. Woraus, das ist die Frage, die uns von unten nach hier oben führte. Jetzt stehen wir hier und blicken erneut suchend zurück nach unten. Derweil beginnen Andere zu wissen, dass es unendlich viele solcher Kosmen geben könnte wie diesen „Unseren“, und nennen sie „Multiversen“. Andere wieder sehen in ihrem geistigen Auge, wie dieser Unsere sich gegen seinen Anfang hin in Zeitlosigkeit einbuchte, grenzenlos in sich geschlossen, also auch ohne Urknall, als „Instanton“. Wieder Andere sehen den Kosmos kommen und gehen in unendlicher Abfolge, oder zufällig entstehen durch Vakuumfluktuationen. Ob solchen Umfangs an spekulativem Interpretieren in der Physik beginnt sich das Gesicht manches Philosophen zu ernsterer Miene zu straffen, und deutliche Worte konkretisieren die Kritik: Das Paradoxon an diesem Gedankengebäude demonstriere sich schon von selbst mit dem Titel zum erklärenden Text des Physikers: denn, so fragt er, wie kann die Zeit eine Geschichte haben, wo doch die Geschichte ihre Existenz in der Zeit hat, denn jede Geschichte setzt die Existenz von Zeit voraus, etwas, das im Instanton nicht existiert. Der Versuch ist also gescheitert, weil er den Ursprung der Zeit nicht erklären kann; vielmehr setzt er ihn voraus. Er will eine Geschichte der Zeit schreiben, wobei aber die Geschichte schon ihre Zeit benötigt, die Zeit ist also schon vorhanden, bevor die Geschichte beginnt, so wie der Physiker die Existenz von Zeit voraussetzt, bevor sie in seinem „no-boundary“-Modell beginnen soll.[7] – Zeitlosigkeit blickt uns aber auch aus dem Moment des Urknalls an, ebenso wie aus jeder anderen Theorie, in die wir uns am Endpunkt einer solchen Forscherreise sehen. Die Zeitlosigkeit steht am Tor zum Jenseits, gleich, ob wir unsere Suche nach unten in die Mikrowelt richten oder nach oben an den Rand des Kosmos schauen. Sie richtet aber ihre Augen auf uns wie ein Statue: mit totem Blick verrät sie nichts von sich.
JWT wurde nach dem Hubbel-Teleskop die neueste Zauberwaffe gegen all das Glauben: mit diesem nach James Webb benannten Fernrohr in Orbit meinte man dem Jenseits bei der Tür hineingucken zu können, nicht nur, um fotografisch nachzuweisen, dass dort kein Petrus an der Tür sitzt und dahinter kein bärtiger Himmelvater am Thron, sondern um sich selbst zu beweisen, dass man nun nicht mehr nur schon ganz viel wisse, sondern so gut wie fast schon alles, wie sich dies der Schüler Wagner in Goethes Faust sich wünscht. Doch es kam wieder einmal anders: nicht nur, dass man weiterhin nicht bis zum Boden des Bechers der Wissenschaft schauen kann, wo nach Werner Heisenberg Gott wartet: denn ein kaum spürbarer Windhauch begann das Kartenhaus des astrophysikalischen Wissens umzublasen, sachte und lautlos: denn ganz, ganz ferne, am Horizont des für uns nun erreichbaren Kosmos, nahe dem Zeitpunkt null, dem Urknall, – oder zumindest mehrere zehn Millionen Jahre danach – , entdeckte man Galaxien, die es nach der gültigen Lehrmeinung dort gar nicht geben kann, weil sich die entstehenden Stoffe noch nicht bis zur Entstehung von Licht entmischt haben konnten: sie mussten nämlich hunderte Millionen Jahre früher entstanden sein, als man bisher erste Galaxien-Bildung gesehen hatte, und vor der sogenannten Re-Ionisations-Ära nach den „dark ages“, eine Beobachtung, die eine Neuorientierung des gesamten physikalischen Weltbildes erfordern könnte.[8] So stehen wir wieder einmal mit leeren Händen da, wie zuvor ganz drunten bei den Kleinsten, und obendrein beraubt unserer Weltbilder, die uns zu kulturellen Schutzhüllen geworden waren.
Überhaupt sind seit Renaissance und Aufklärung die modernen Naturwissenschaften bemüht, den Völkern die Weltbilder ihrer alten Kulturen zu zerstören, in denen die Menschen, von früher Kindheit an wohlig eingenistet, zeit ihres Lebens wohnen und sich ihr weiteres Leben im Jenseits vorstellen konnten. Nun irren ihre Seelen heimatlos in einer Welt ohne Sinn, ohne Anfang und Ende. Die Materialisten und Reduktionisten unter den Wissenschaftlern meinen uns als zufällig in einem von vielen Universen ausgeflockte Produkte in einer selbstverständlichen Funktionsmaschinerie ausgekundschaftet zu haben, aber immer noch fehlt ihnen der Gesamtzusammenhang für ein neues Weltbild. Dabei haben Physiker selbst eine Tür in der Wand des Diesseits entdeckt und beobachten den Tanz der Teilchen, verrückt in ihre Raumzeitlosigkeit, in „Verschränkung“ und „Nichtlokalität“. Schon Albert Einstein hatte von „spukhafter Fernwirkung“ gesprochen, hatte eingewandt, dass Gott nicht würfle, von Seinem Geheimnis als dem „Geheimnis des Alten“ gesprochen. Sie fliegen zeitlos schnell und sind gleichzeitig überall und nirgendwo, enttarnt als die Grundbausteine des Kosmos und als eigentlich nur Information, Geist also.
Wenden wir uns also dem Geist zu, dem, was wir als Geist kennen; unserem Geist:
Er entsprang dem Leben an sich, oder fand darin eine Wohnung in der Wirklichkeit unseres Diesseits, einen Ernährer für die Weile unseres Daseins. Geist, dem Körper als Seele gegenübergestellt, Seele, die in Religionen allen Lebewesen zugesprochen wird, Geist also in oder aus einem Organismus, der sich aus einer Vielzahl von Zellen zusammensetzt, Zellen, die auf wunderbar anmutende Weise zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu verwirklichen: zu leben, leben zu bleiben, und Geist zu beherbergen bzw. hervorzubringen, Erkennen, Gewahrsein, einen Zustand, in dem diese gesamte Entwicklung, die Evolution von Universum und Leben, sich zurückrollt zu ihrer eigenen Herkunft, sich selbst erkennt und zu verstehen sucht. Gelangen wir also auf diesem Weg wenigstens einen kleinen Schritt näher in das Tor am Ende des Diesseits?
Beginnen wir diesen unseren dritten Weg auf der Suche nach Wissen entsprechend der Forderung von Thomas Mann in der Philosophie, bei Karl Poppers Suche nach einer besseren Welt im Jahr 1989, und zeigen wir uns damit, dass auch Philosophen Opfer von Spekulation werden und von der Forschung darob ermahnt oder zumindest in Frage gestellt werden können: Popper nahm den Erkenntnisweg über die Zelle, sprach von uns als Repräsentanten, als Nachkommen, einer ersten Zelle, der Überzeugung, dass es „ – selbstverständlich hypothetisch – eine Urzelle [gab], aus der allmählich alles Leben entstanden ist. … Die Urzelle lebt noch immer. Wir alle sind diese Urzelle. Das ist kein Bild, keine Metapher, sondern es ist wörtlich wahr. … Es gibt für eine Zelle drei Möglichkeiten; die eine ist Tod, die zweite ist Zellteilung; die dritte ist Fusion. … alles was je gelebt hat und alles was heute lebt, ist das Resultat von Teilungen der Urzelle. Es ist daher die noch lebende Urzelle. Das sind Dinge, die kein Biologe bestreiten kann, und die kein Biologe bestreiten wird“.[9]
Aber gab es denn überhaupt eine erste Zelle? Gibt es darauf einen wissenschaftlichen Hinweis? Tatsächlich existiert jedenfalls ein Enzym, das sich im Laufe der etwa 3,5 bis 4,2 Milliarden Jahre seit der Entstehung dieser hypothetischen Urzelle bzw. der zellulären Vorform heutiger Zellen kaum veränderte, also noch in den heutigen Zellen arbeitet; da es von diesem Enzym nicht eine Unzahl von Varianten gibt, als Hinweis auf eine Vielzahl erster oder früher Zellen, sondern nur diese eine Form, deutet dieses Enzym auf eine einzige, erste, eine Urzelle hin, LUCA (Last Universal Common Ancestor), zu finden in den heute lebenden Nachfahren der Bakterien und sog. Archaeen, Oberbegriff für Vorformen von heute noch lebenden Archaeen und Zellen wie denen in unserem Körper: „Die elementaren Bausteine des Lebens haben sich demnach über Jahrmilliarden nur wenig verändert“, meinen die Entdecker dieses Zusammenhangs; „stattdessen haben sich in späteren Phasen der Evolution komplexe Proteininteraktionsnetzwerke entwickelt, die zum Entstehen der höheren Arten führten“.[10] Und es geht noch weiter auf diesem Weg: eine andere Forschergruppe fand nicht ein einziges Enzym, sondern ein ganzes „Netzwerk an Reaktionen, das in allen Lebensformen zu finden ist“.[11] – Allerdings wurde inzwischen bekannt, dass sich die DNA, Trägersubstanz des Erbguts, zwischen Bakterien, Eukaryoten (Zellen mit Kern) und Archaeen grundsätzlich unterscheidet. LUCA müsste demnach in einer Welt vor der Existenz von DNA entstanden sein, einer Welt, in der es vorerst nur RNA-Lebewesen gab, solche mit nur einfachem Erbgutfaden, nicht einer Doppelhelix wie der DNA, und weiteren Unterschieden in der Zusammensetzung. Dort könnten tatsächlich noch alle für das weitere Leben entscheidenden Funktionen gemeinsam in einer Zell-Vorform existiert haben. Allerdings muss man dazu in Kauf nehmen, dass in dieser „RNA-Welt“ genannten Urwelt mit LUCA nicht tatsächlich eine individuelle Zelle gemeint ist, sondern eben genau das Gegenteil, nämlich ein Schwarm, eine Population gleichartiger Formen, in einer Welt der Vorformen von Leben, mit Prokaryoten, also Zellen ohne Kern, von denen es auch heute noch welche gibt.[12] Als Vorform davon stellt man sich Ribozyten vor, also Lebewesen, die nur aus einem Ribosom bestehen; auch sie wiesen bereits die oben erwähnten fundamentalen Stoffwechselfunktionen auf, die wir auch in den heutigen Zellen noch vorfinden, nämlich die Informationsspeicherung und die Katalyse, letzteres bewirkt durch die als Ribozym wirkende RNA. Zudem könnten noch ältere Vorformen in einer prä-RNA-Welt existiert haben, von denen wir so gut wie nichts wissen, die aber LUCA den Rang ablaufen würden, Lebensformen, bei denen man nur noch von „Quasi-Spezies“ spricht. Nachweis kann es keinen geben, denn von Gen-Strukturen kann es nur Rechenmodelle geben, keine Fossile (die ältesten bisher gefundenen Fossile sind 1,5 Milliarden Jahre alt). Diese Beschreibung der Evolution am Anfang von Leben auf der Erde erinnert an die Evolution von uns Menschen: zuerst von Gott erschaffen, dann als Weiterentwicklung von Menschenaffen erschienen, schließlich aus einer Anzahl von Vorformen „herausgemendelt“, von denen alle anderen ausgestorben und nur wir „übriggeblieben sind.
Auf der Ebene dieser RNA-Welt zerfließen also dem Forscher an der Grenze des Erdenkbaren die Argumente für eine Urzelle ein weiteres Mal zwischen den Fingern, auf dem Spießrutenlauf über LECA-, FECA- LACA- und LUCA-Formen sowie deren Vor- und Quasi-Formen, wie wir dies zuvor bei den Physikern mit ihren zu „Nur-Eigenschaften“ sich davonstehlenden Partikeln sahen, denn die Vorformen von LUCA hinterließen keinerlei Nachkommen, sind also vollkommen ausgestorben – „Quasi“-Leben wie „Quasi“-Teilchen, „Quasi“-Materie, als die man die kleinsten „Materie“-Elemente der modernen Physik bezeichnen könnte, weil sie beide nicht existieren, sondern nur Information sind, nur Eigenschaft. – Um die Unsicherheit noch um eine fundamentale Dimension zu erhöhen, kann man abschließend noch die „Präzellen-Theorie“ anführen: sie besagt, dass es überhaupt keine gemeinsame Urform wie LUCA gegeben habe, dass sich vielmehr jede der derzeit bekannten Zellarten, Bakterien, Archaeen und Eukaryoten, getrennt aus jeweils ureigenen Vorformen entwickelt hätten. – Allerdings bleibt nach statistischer Berechnung doch wieder etwas auf der Hand liegen: nämlich wiederum und dennoch eine einzige Ur-Vorform von Leben, sozusagen ein Proto-LUCA,[13] der fast 103000 mal wahrscheinlicher sein soll als ein ganzer Schwarm solcher Vorformen.[14] Und nochmals ein argumentativer Widerspruch aus den eigenen Reihen der Forscher: nach einer „Biofilmtheorie“ soll durch horizontalen [lateralen] Gentransfer eine Vielzahl von Vorformen als Proto-LUCA vorangegangen sein.[15] Demnach können wir nicht ausschließen, dass sich nicht eine Vielzahl früher einfacher Lebensformen entwickelte, von denen nur die überlebte, aus der wir als Eukaryoten und die Bakterien und Archaeen heute bestehen – also doch wieder leere Hände.
All diese Fragen führen zurück in philosophische Überlegungen seit Menschengedenken, wie zum Beispiel dieser: Wenn sich alle heutigen Zellen nach einem einzigen ursprünglichen Modell weiter fortgepflanzt hätten und in dieser Form noch heute funktionieren, wenn auch spezialisiert in eine Unzahl verschiedener Funktionszellen, kooperierend im Rahmen von Organismen, wie sollten wir dann erklären können, warum es nur ein einziges Mal die Entstehung dieser einen, einzigen Zelle gegeben haben soll und kann, die zu allen heutigen Lebensformen führte? Warum wohl kam es nicht, im Rahmen vergleichbarer Zufälle wie dem der Entstehung dieser einen ersten Zelle, immer wieder zu solchen Zufällen, immer wieder zu ersten Zellen, die sich nun hier und heute als mehr oder weniger unterschiedliche Zellsysteme präsentierten? Es gibt aber nur diese eine Form! Wir könnten natürlich argumentieren, wie zuvor angedeutet, dass alle früher immer wieder aufgetauchten Zellformen wieder ausgestorben sind, so dass es nun eben nur noch diese eine Form gibt. Warum, so fragte aber der Jesuit und Paläontologe Pierre Teilhard de Chardin, warum sind nicht in der für die Wissenschaft entdeckbarer Zeit immer weiter neue Formen von Zellen aufgetaucht, nun zumindest in fossiler Form nachweisbar, und kommt zu dem Schluss, es könne sich deshalb nur um ein einmaliges, einzigartiges Ereignis gehandelt haben.[16] Mediziner und Biologe Konrad Lorenz drückte es ähnlich aus und sprach von „Fulguration“, einer Art blitzartiger Einwirkung, die am Beginn der Entstehung von Leben aufgetreten sein müsse;[17] er übernahm den Begriff von Wilhelm Leibniz, doch die Annahme einer „Fulguration“ reicht noch viel weiter zurück in der Geschichte bis über die Vorsokratiker hinaus.[18]
Da stehen also die Biologen und Geo(mikro-)biologen vor ihren Thesen und Spekulationen, am Rand der Ursuppe mit all den nötigen Substanzen und Gewürzen in der vermeintlichen Küche des Lebens: plötzlich ist da ein RNA-Faden mit katalytischen und kooperativen Eigenschaften, Eigenschaften, die sich dort zur Evolution von Leben zusammengefunden, dort zusammengewirkt hatten, und den Ausdruck, die Verwirklichung eines Willens zum Weiterleben und sich Vermehren repräsentieren. Nun, nach mehreren Milliarden Jahren, fallen uns diese beiden Eigenschaften ins Bewusstsein: die eine beim Studium von Anatomie und Physiologie als Kooperation unserer Organe und Funktionssysteme, in allerseitigem Interesse mit dem Ziel, gemeinsam leben und überleben zu können, gleichsam in der selbstverständlichen Einsicht, dass dies eben nur gemeinsam gelingen kann – haben wir bisher genug von dieser Erkenntnis zum Zwecke des Fortlebens unserer Art umgesetzt? Die andere, die katalysierende Funktion, beschleunigt nun die Evolution ihrer genetischen Form zur kulturellen: ein Gedankenblitz, eine Idee, lässt uns eine Problemlösung in Sekundenschnelle von einem Anwendungsgebiet auf ein neu aufgetretenes Problem übertragen; davor dauerte das Generationen lang.
Was aber führte, unabhängig von Namen, Struktur, Funktion und Anzahl einer Vorform zu diesem Zusammenwirken, von Molekülen zu einem autonomen, selbsternährenden, selbst reproduzierenden „Wesen“, das weiter sich entwickeln will bis zu einem seiner selbst und aller Umwelt bis an den Rand des Kosmos bewussten Organismus? Wieder der Zufall, wie bei Super-String-Fäden, oder ein Phänomen in oder am Rand der Raum- und Zeitlosigkeit? Wie sollen ein weiteres Mal die Eigenschaften, aus denen die Atome und Moleküle bestanden, ihre Eigenschaften abgelegt und sich dem Zufall überlassen haben, nur um dann doch wieder als Eigenschaften zu erscheinen, die nun „Kooperation“ hießen und „katalytische Funktion“ – ganz abgesehen von „Intention“? Denn mit dem Erscheinen des Phänomens „Leben“ tritt gleichzeitig diese Absicht auf, der Wille, zu überleben, weiterzuleben, und, sich zu vermehren – woher, warum, wozu? Popper wies an diesem Punkt über Darwin hinaus, von dessen „äußerem Selektionsdruck“ auf einen „inneren Selektionsdruck“, der Meinung, Leben suche seit seinem Auftreten in der Welt nach Verbesserung seiner Bedingungen.[19] Die daraus resultierende und aus der Evolutionsgeschichte deutlich herausleuchtende stetige Zunahme der Komplexität der Lebewesen, und auch der Komplexität ihrer Sozialordnungen zum Zwecke überlebensfördernder Kooperation, stellt nach dieser Beobachtung Poppers gleichzeitig im Kosmos eine Kraft gegen, ja einen Sieg über, die sonst allgemein herrschende Entropie dar.[20] Diese Entdeckung bestätigt auch Ernst Peter Fischer aus der Perspektive der modernen Physik, der zufolge Entropie nicht mehr nur für zunehmende Unordnung steht, sondern auch für Abnahme an Informationsdichte: Leben als Ordnungskraft und Träger immer komplexer werdender Informationszusammenhänge wirkt also gegen Entropie; Fischer weist damit auch gleich auf eine Konsequenz daraus hin, nämlich, dass diese Zunahme an Komplexität von Lebensformen im Lauf der Evolution der Zeit unleugbar eine Richtung gibt: die Physik spricht dazu auch von „Zeitpfeil“.[21]
Auf allen drei Wegen der Erforschung unserer Herkunft, im Kleinsten, im Größten und Fernsten, und in uns als selbstreflektierenden Repräsentanten des Phänomens „Leben“, stehen wir letztlich vor derselben Tür, jener, aus der die Eigenschaften in die Weltwirklichkeit purzeln, dort Materie werden lassen, und beseelte Lebewesen, die sich in ihr einnisten, von denen die einen sich in ihr einwurzeln, die Pflanzen, andere aber in ihr umherlaufen. Und all das aus dem Nichts, zufällig durch dessen Vibrationen aus ihm herausgedrückt? Kann sich Wissenschaft tatsächlich anmaßen, diese bohrende Kernfrage unserer bewussten Existenz salopp und achselzuckend mit einem nüchternen „ja, selbstverständlich“ zu beantworten? Der Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer aus seinem weiten Blick über all dieses Wissenwollen, ja zwanghafte Wissenmüssen in tiefsitzender Überzeugtheit, die trotz aller Ermahnung von Karl Popper zu „kritischem Rationalismus“ angesichts jeder Hypothese stets wieder in Glauben zu münden droht, Fischer also meint zunächst, teils wissenschaftlich nüchtern, teils leicht verschmitzt, dass „die Fragen der Erschaffung aus dem Nichts ohne wissenschaftliche Antwort bleiben werden, weil die dazu erforderlichen Theorien komplementär zueinander sind. Eine Schöpfung ex nihilo wäre damit erwiesenermaßen eine Glaubensfrage. Gott sei Dank?“.[22] Schließlich aber löst sich seine Miene in den Ausspruch: „Wissenschaft erklärt Geheimnisse nicht weg oder hebt sie auf, sie macht vielmehr das Gegenteil und führt sie auf tiefere Geheimnisse zurück”.[23] Denn er weiß sich bereits in einem Alter, dem Thomas Mann eine „späte und reife Stufe des Mythischen“ mit den Worten zuschreibt: „was [mit dem Alter] gewonnen wird, ist der Blick für die höhere Wahrheit, die sich im Wirklichen darstellt, das lächelnde Wissen vom Ewigen, Immerseienden…“.[24]
[1] 90 Prozent der US-Amerikaner bezweifeln Evolutionstheorie, Süddeutsche Zeitung, 17.02.2014, übernommen von dpa, https://www.sueddeutsche.de/wissen/wissenschaft-90-prozent-der-us-amerikaner-bezweifeln-evolutionstheorie-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-140217-99-02918
[2] Kreationismus in den USA 1982-2019, FOWID 2019, https://fowid.de/meldung/kreationismus-in-den-usa-1982-2019#:~:text=Vierzig%20Prozent%20der%20US-Erwachsenen,letzten%2010.000%20Jahren%20geschaffen%20hat.
[3] Bibeltreue Supermacht – Evangelikale in den USA, ARD-Dokumentation 05.06.2024, https://www.ardmediathek.de/video/dokumentationen/bibeltreue-supermacht-evangelikale-in-den-usa/phoenix/Y3JpZDovL3Bob2VuaXguZGUvNDQ2ODQyNw
[4] Karl Marx 1844: „[Religion] ist das Opium des Volks“, Lenin 1905: „Religion ist Opium für das Volk“
[5] Thomas Mann, Freud und die Zukunft, Vortrag gehalten in Wien am 8. Mai 1936 zur Feier von Sigmund Freuds 80. Geburtstag, in: S. Freud, Abriß der Psychoanalyse, und, Das Unbehagen in der Kultur, Fischer 1965, S. 131.
[6] LM Auer, Das Überzeugtheitssyndrom. Wie wir zu wissen glauben, in Vorbereitung 2014-2025.
[7] LM Auer, Vom Ewigen Sein, LIT-Verlag 2024, S. 148
[8] J. Kartaltepe, The James Webb Telescope has just discovered galaxies that defy modern theories, Rochester Institute of Technology, New York, November 2023,
[9] K. Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt, Piper 1987, S. 24.
[10] J. of the American Chemical Society, JACS 2014; doi: 10.1021/ja4115677), aus scinexx vom 03.02.2014, https://www.scinexx.de/news/biowissen/zeitreise-zur-ersten-ur-zelle/#:~:text=Nach%20gängigen%20Theorien%20existierte%20vor,„Last%20Universal%20Common%20Ancestor“.
[11] Frontiers in Microbiology 2021, aus European Scientist 2021, R. Schleuning, https://www.europeanscientist.com/de/wissenschaft/die-urzelle-versorgte-sich-selbst-mit-energie/
[12] Prokaryoten gibt es auch heute noch, und zwar in ungeahnten Massen und Orten: an die 5 Billionen Tonnen davon leben vorwiegend unter der Erde, in bis zu 10km Tiefe, auch unter dem Meeresboden, und in atmosphärischen Höhen bis 70km.
[13] D L Theobald, A formal test of the theory of universal common ancestry. nature.com, 13. Mai 2010 10.1038/nature09014)., Nature 465, 2010, S. 219–222.
[14] T Hesman Saey: All Present-day Life Arose From A Single Ancestor. sciencenews.org, 12. Mai 2010
[15] C R Woese, On the evolution of cells, PNAS 2002, 99 (13) 8742-8747
[16] P Th de Chardin, Der Mensch im Kosmos, CH Beck 1965(orig. 1959), S. 95
[17] K. Lorenz, Die Rückseite des Spiegels, dtv 1977.
[18] LM Auer, Die Reise des Donnergottes, in LM Auer, Europa, Wunsch, Wahn und Wirklichkeit, Band 1, LIT Verlag 2020, S. 183ff.
[19] K. Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt, Piper 1987, S. 23.
[20] K. Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt, Piper 1987, S. 24.
[21] EP Fischer, Verkörperte Energie, 2025, S. 8, pers. Mitteilung.
[22] E P Fischer, Die Stunde der Physiker, CH Beck 2022, S. 322.
[23] Ernst Peter Fischer, Offenbare Geheimnisse, Wunder der Wissenschaft. 21 Texte für das 21. Jahrhundert. Opus Magnum 2023
[24] Thomas Mann, Freud und die Zukunft, Vortrag gehalten in Wien am 8. Mai 1936 zur Feier von Sigmund Freuds 80. Geburtstag, in: S. Freud, Abriß der Psychoanalyse, und, Das Unbehagen in der Kultur, Fischer 1965, S. 145.